„Vorhandene Flächen besser nutzen“

Erkrath · (nigo). Am 13. September wird in Erkrath ein neuer Bürgermeister gewählt. Für die Grünen geht Reinhard Knitsch (53) ins Rennen. Wir haben mit ihm über seine Kandidatur gesprochen.

Reinhard Knitsch (53, Grüne) will im September Erkraths Bürgermeister werden.

Foto: Nikolas Golsch

Herr Knitsch, warum wollen Sie Erkraths Bürgermeister werden?
Reinhard Knitsch: Ich lebe seit über 45 Jahren in Erkrath, fühle mich mit den Menschen und der Stadt verbunden, bin seit mehr als 20 Jahren bin ich hier politisch aktiv. Ich möchte im Dialog mit den Bürgern die Stadt nachhaltig, sozial und lebendig gestalten. Deswegen möchte ich Bürgermeister werden.

Was gefällt Ihnen an Erkrath?
Erkrath hat viel Potential, liegt verkehrsgünstig zwischen den Großstädten. Erkrath ist zudem eine Stadt, die noch viele Freiflächen und viel Grün hat, das gefällt mir besonders. Und nicht zuletzt sind es die Vereine, die Leben in unsere Stadt bringen.

Sie haben gerade über Freiflächen gesprochen. Wenn es zum Beispiel nach der CDU geht, soll zumindest ein Teil davon bebaut werden…
Nicht mit uns Grünen und nicht mit mir. Wir wollen weder Gewerbe auf der Neanderhöhe, noch eine Bebauung des Kleinen Bruchhauses oder des Niermannsweges in Unterfeldhaus. Wir sprechen uns auch gegen das Cleverfeld als neuen Standort der Feuerwache aus, denn das ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Feuerwache soll am jetzigen Standort erneuert werden.

Sie wollen also kein neues Gewerbe in die Stadt holen?
Nicht um jeden Preis — denn die Gewerbesteuerkraft der Stadt ist vergleichsweise gut. Für 2015 rechnet die Stadt mit Gewerbesteuer-Einnahmen von 28,9 Millionen Euro. Bei der Neuansiedlung von Gewerbe wollen wir uns auf die leer stehenden Gebäude in Unterfeldhaus konzentrieren, dort sehe ich noch Potential. Die Stadt verhandelt bereits mit Eigentümern der dortigen leer stehenden Immobilien, ob diese nicht von der Stadt angekauft werden können, um sie dann wieder Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

Nicht nur in Unterfeldhaus steht viel leer, sondern auch an der Bahnstraße. Das bereitet vielen Erkrathern Sorgen…
Das kann ich gut verstehen. Mit Produkten des täglichen Bedarfs, wie Lebensmitteln, ist Erkrath ganz gut abgedeckt. Ich denke, dass vor allem die Bahnstraße wiederbelebt werden muss, damit sich hier neue Händler ansiedeln. Das Stadtmarketing muss die Einzelhändler hier mit kreativen Ideen unterstützen. Zudem halte ich es für wenig hilfreich, wenn sich große Einzelhändler außerhalb der Geschäftszentren niederlassen. Ein Beispiel ist Penny am Bahnhof — das entzieht der Bahnstraße Kaufkraft.

Bleiben wir in Alt-Erkrath — wie stehen Sie zur Neuen Mitte?
Das neu entstehende Quartier auf dem Pose-Gelände ist wichtig für Erkrath. Hier entstehen viele Wohneinheiten, die sowohl für junge Familien als auch für altersgerechtes Wohnen interessant sind. Beides ist wichtig für unsere Stadt.

Wenn neue Familien nach Erkrath kommen, müssen deren Kinder auch zur Schule gehen. Braucht Erkrath eine Gesamtschule?
Wir von den Grünen befürworten grundsätzlich eine Gesamt- oder Sekundarschule in Erkrath. Jedoch sollte die Politik in dieser Frage nichts entscheiden, ohne vorher den Elternwillen abgefragt zu haben. Wenn die Eltern eine der beiden Schulformen wünschen, sollten wir diesen Elternwunsch auch erfüllen.

Wo sehen Sie Probleme in Erkrath, die Sie als Bürgermeister bekämpfen würden?
Im Jugendbereich hat Erkrath starken Nachholbedarf. Ich hoffe, dass das Jugendcafé jetzt endlich in Hochdahl zügig gebaut wird und sich dort eine lebendige Szene entwickeln kann. Außerdem sollten wir, trotz momentan zufriedenstellender Situation, weiterhin bedarfsgerecht die Kinderbetreuungsplätze in Kitas, Tagespflegestellen und im offenen Ganztag in den Grundschulen ausbauen.

Sie wollen einen sozialpolitischen Schwerpunkt setzen?
Ja, aber natürlich nicht nur. Auch die Lärmminderung in Erkrath ist mir wichtig, ebenso das Radverkehrskonzept der Stadt. Denn auch radfahrtechnisch hat Erkrath noch Nachholbedarf, sei es beim Ausbau von Radwegen oder auch bei der Installation von geeigneten Abstellplätzen. Und nicht zuletzt hoffe ich auch, dass bald ein Klima-Manager bei der Stadtverwaltung eingestellt wird, um für die Umsetzung des Kilmaschutzkonzeptes zu sorgen.

Wie sind Sie überhaupt an die Politik gekommen?
Das hat bei mir Anfang der 80er Jahre mit der Friedensbewegung angefangen. Damals habe ich mich bei der örtlichen Friedensinitiative und auch im Zuge der Anti-Atom-Bewegung engagiert. In jungen Jahren war das noch fern jeglicher politischen Partei, 1987 bin ich dann bei den Grünen eingetreten. Seit 1994 bin ich Ratsmitglied im Erkrather Stadtrat, 1996 wurde ich Fraktionsvorsitzender.

Das sind Sie ja bis heute. Was machen Sie, wenn Sie mal gerade nicht politisch unterwegs sind?
Ich bin ein großer Freund des politischen Kabaretts, gehe gerne ins Kom(m)ödchen und besuche andere Kulturveranstaltungen in Erkrath und Umgebung. Als ehemaliger aktiver Fußballspieler in Erkrather Vereinen, zählt der Fußball nach wie vor zu meinen Hobbies.

Als Bürgermeister wären Sie auch Verwaltungschef. Was qualifiziert Sie dafür?
Ich bin beruflich als Diplom-Sozialarbeiter bei der Stadt Wuppertal seit 25 Jahren tätig und leite dort seit 2009 einen Bezirkssozialdienst. Somit kenne ich die Verwaltungsabläufe und -strukturen gut und habe mich in Erkrath auch im Rahmen meiner Ratstätigkeit damit befasst.

Haben Sie ein politisches Vorbild?
Nein, eigentlich nicht.