Charta mit Vorbildcharakter
Erkrath · Die Charta ist ein erfolgreiches Instrument, wenn es um ein friedliches Miteinander geht. Derzeit verzeichnet Erkrath rund 400 Asylbewerber. Die meisten von ihnen leben in den fünf Flüchtlingsunterkünften der Neandertalstadt.
(tb) Wo jedoch zahlreiche Personen auf engstem Raum zusammen leben, verläuft der Alltag nicht immer ohne Streit. Mit der Charta haben die Bewohner ihre ganz eigenen Regeln für ein friedliches Miteinander geschaffen. Die Flüchtlingsunterkunft an der Freiheitstraße ist mit rund 120 Personen die größte Einrichtung und besaß bis zum vergangenen Dienstag noch keine Charta. "In der Gruitner-, Hochdahler- und Schildsheiderstraße haben wir die Charta-Treffen bereits veranstaltet. Auch in der neuen Unterkunft am Steinhof wurden bereits Grundregeln gemeinsam festgelegt", weiß Magdalene Hadasch. Die Integrationsbeauftragte der Stadt Erkrath ist von dem Konzept überzeugt. "Wir bringen den Menschen mit dieser Aktion zudem unsere Demokratie bei."
Doch wie funktioniert eine Charta überhaupt? Bei einem gemeinsamen Treffen überlegen sich die Bewohner in einzelnen, sprachbezogenen Gruppen ihre wichtigsten Hausregeln. Bereits das Rauchverbot im Hausflur und eine zeitlich definierte Nachtruhe sind für viele Personen von unschätzbarem Wert. In einem Leitfaden, der auf sechs Sprachen übersetzt wurde, werden einzelne Anregungen gegeben. Abschließend sollen die, für die Bewohner wichtigsten Regeln auf einem großen Plakat zusammengefasst werden. "Jeder Bewohner, der an der Charta gearbeitet hat, kann mit seiner Unterschrift auf dem Plakat bestätigen, dass er sich an die Regeln halten wird", erklärt Hadasch weiter.
Im Anschluss bestimmen die Bewohner einen Stellvertreter aus eigenen Reihen. Dieser neu gewählte Integrationsbotschafter ist nicht nur Vermittler innerhalb der Bewohnerreihen, sondern fungiert auch als Sprachrohr nach außen. Diverse Angebote, wie ein kürzlich stattgefundenes Deeskalationstraining, werden den Integrationsbotschaftern der einzelnen Unterkünfte angeboten.
Um die Sprachbarrieren zu durchbrechen, wurde für das vergangene Treffen verschiedene Ehrenamtler eingeladen. Diese konnten in diversen Sprachen Hilfestellungen leisten. Bürgermeister Christoph Schultz und Sebastian Völligs (Sachgebietsleiter Integration) haben sich an der Unterschriftenaktion ebenfalls beteiligt. "Erkrath ist mit der Charta eine echte Vorreiterfunktion eingegangen. Mittlerweile ist bereits das Kreisintegrationszentrum auf dieses Projekt aufmerksam geworden und möchte die Charta auch in anderen Städten initiieren", freut sich Magdalene Hadasch abschließend.
Info:
Vor einem Jahr wurde die Idee der Charta erstmalig an der Gruitnerstraße angewandt. Das Projekt wird sowohl von der Stadt Erkrath als auch vom Freundeskreis für Flüchtlinge Erkrath finanziert und unterstützt.