Weniger sichtbar, doch genauso engagiert Hochdahler Hospizarbeit in Coronazeiten

Hochdahl · Wer sich dieser Tage dem Franziskus-Hospiz nähert, spürt nicht nur Frühlingsruhe am Trillser Waldrand, sondern merkt auch, dass die Coronakrise für tiefe Einschnitte ins Hospizleben sorgt. Besucher dürfen ihre schwerstkranken Angehörigen wegen der Ansteckungsgefahr derzeit nicht besuchen.

Ein Regenbogen als Hoffnungszeichen.

Foto: privat

Notgedrungen beschränken sie sich auf Telefonkontakte oder sie skypen, um ihre Lieben leibhaftig zu sehen. Notlösungen, um geliebten Menschen in schwierigen Zeiten beizustehen, was die Hospizleiterin Silke Kirchmann und ihr Team stark mitnimmt, aber dennoch für alternativlos hält. Kein Experte kann vorhersagen, wie sich die Pandemie in den nächsten Wochen ausbreiten wird. „Natürlich werden Besuchskontakte ermöglicht, wenn sich ein Hospizgast in seinem allgemeinen Zustand deutlich verschlechtert“, betont Pflegedienstleiterin Andrea Jordan.

Die Kontakteinschnitte spüren auch die vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen des Hospizes deutlich, ob im stationären oder ambulanten Bereich. Sie dürfen - allein um sich selbst zu schützen - das stationäre Hospiz nicht betreten.

Auch die ambulante Hospizarbeit leidet stark unter den Einschränkungen der Coronakrise: Das, was bisher im Zentrum der Arbeit stand, der direkte und persönliche Kontakt zu den Betroffenen, der auch Entlastung für die Angehörigen bedeutet, ist kaum noch möglich. Hausbesuche sind für die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen tabu und für die hauptamtlichen Koordinatorinnen nur in außerordentlicher Lage erlaubt. Viele Menschen möchten zurzeit keine Besuche - aus Angst, sich selbst oder andere anzustecken. In den Senioreneinrichtungen und im Krankenhaus gelten absolutes Besuchsverbot. So gilt für die Arbeit des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes (AHPB), dass fast alle Beratungen und Begleitungen über Telefon, E-Mail oder Briefkontakt laufen.

Unterstützung bei Ängsten und Unsicherheiten zu geben und diese gemeinsam auszuhalten, tritt durch die Corona-Krise besonders in den Vordergrund. Die bereits bestehenden Begleitungen zu den schwersterkrankten Menschen und deren Nahestehenden, zu den Ehrenamtlichen und den Kooperationspartnern wie dem Krankenhaus Mettmann und den Pflegeeinrichtungen werden gehalten. Viele Anfragen von Angehörigen drehen sich darum: „Wie ist eine häusliche Versorgung für meinen schwerkranken Angehörigen auch in Corona-Zeiten möglich?“ „Wer steht uns jetzt zuhause zur Seite?“ Oft geht es auch um ethische und pflegerische Themen und zu Fragen um die SAPV-Mettmann, die weiterhin Patienten zur Schmerz- und Symptomkontrolle zu Hause oder in den Einrichtungen besucht.

Die drei Koordinatorinnen, Claudia Schmitz, Christiane Dommach und Sabine Mischke betonen: „Die Beratungen und Unterstützung für Schwerstkranken und Sterbende und deren Nahestehenden gehen auch in Corona-Zeiten weiter! Das Büro im Hospiz ist täglich von 9 bis 15 Uhr besetzt.“ Mehr Informationen dazu gibt es unter Telefon 02104/9372-41.

Auch Seelsorgerin Carola Engel spürt derzeit die Einschnitte bei der Trauerarbeit des Hospizes: Während sie normalerweise mit ihrem Team aus Ehrenamtlichen beim wöchentlichen Trauer-Café rund 20 Trauernde empfängt, um ihnen Impulse zur gegenseitigen Unterstützung zu geben, muss sie diese bewährte Einrichtung bis auf weiteres ausfallen fallen. Carola Engel fragt sich: „Was tun, um Trauernde in der Coronakrise nicht allein zu lassen?“. Die Seelsorgerin ermutigt daher ihr EA-Team, durch Telefongespräche den Kontakt zu den Trauernden zu halten und auch Botengänge anzubieten.

So etwas Ähnliches gab es bereits um 1990, als Erkraths Hospizpioniere ihre Arbeit mit einer Telefonkette starteten, um ein erstes Kontaktnetz für Schwerstkranke und ihre Familien aufzubauen. Ein Revival in Krisenzeiten? Jedenfalls rücken haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in Hochdahl in der Coronakrise eng zusammen, auch wenn sie physisch Distanz wahren müssen. Sie wissen, dass sie nur gemeinsam die Krise bestehen können – mit Zuversicht und langem Atem. Vielleicht läuft ihre Arbeit nun etwas mehr im Hintergrund, doch genauso engagiert wie in den letzten 30 Jahren.