IHK zur Konjunktur im Kreis Mettmann Wirtschaft vor einem harten Winter
Kreis · Insgesamt beurteilt die Wirtschaft im Kreis Mettmann ihre Geschäftslage im Herbst 2022 noch als zufriedenstellend, blickt aber pessimistisch in die Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage.
In knapp vier Wochen bis Mitte Oktober haben sich insgesamt 250 Betriebe mit zusammen 16.000 Beschäftigten aus dem Kreis Mettmann beteiligt. Die konsumnahen Handels- und Dienstleistungsbranchen sind noch zufrieden, auch wenn sie zuletzt immer weniger vom Auslaufen der Corona-Welle und einem großen Nachholbedarf der privaten Verbraucher profitierten. Ebenfalls zufrieden mit ihren aktuellen Geschäften äußern sich die verarbeitende Industrie sowie die entsprechenden Großhändler. Bei ihnen flaut die Nachfrage nur langsam ab, die Auftragsbücher sind bei vielen Betrieben noch gut gefüllt. „Mit ihren Geschäften bereits im roten Bereich sind die Bauwirtschaft sowie die durch die hohen Treibstoffpreise belasteten Logistiker“, sagt IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler.
Dabei ist die Diskrepant zwischen der aktuellen Wirtschaftslage und der Entwicklung so groß wie nie zuvor. „Die Furcht ist weit verbreitet, dass es selbst mit dieser verhaltenen Konjunktur nun vorbei ist und im Winter 2022/2023 eine schwere Rezession heraufzieht“, so Diestler. Die Stimmung bei den Betrieben im Kreis Mettmann ist durchweg in allen Branchen schlecht. Insgesamt erwarten sie mit saldiert minus 48 Punkten, dass sich ihre Geschäfte im kommenden Jahr negativ entwickeln. Das ist so pessimistisch wie seit der Lehmann-Krise 2008/2009 nicht mehr. Anders als damals beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Lage trotz aller Belastungen sogar noch passabel positiv. Der Saldo der Anteile betrieblicher „Gut“- und „Schlecht“-Meldungen ergibt aktuell plus zwölf Punkte.
Insgesamt unterscheiden sich die Branchen in ihren negativen Erwartungen nur wenig, wobei der Einzelhandel besonders pessimistisch ist. In den letzten Jahren hatte sich diese Branche im Kreis Mettmann im regionalen Vergleich noch vergleichsweise zufrieden gezeigt.
Auslöser für die Eintrübung der Konjunktur und die Rezessionsängste für das kommende Jahr sind die enorm gestiegenen Preise für sämtliche Energieträger. Sie bringen die Betriebe immer mehr unter Druck. Sie verteuern die Produktion und das Angebot. Das dämpft wiederum die Nachfrage bei den privaten und gewerblichen Kunden. Zudem reduzieren die mittlerweile hohen Inflationsraten Kaufkraft und damit Nachfrage der privaten Verbraucher.
Auch aus dem Ausland bleiben die Impulse allmählich aus, nachdem die Exportnachfrage bislang noch fast unverändert angehalten hatte. Saldiert befürchten für das kommende Jahr knapp 30 Prozent der Betriebe, dass der Auslandsabsatz ihrer Waren und Dienstleistungen zurückgehen wird. Angesichts dieser negativen Stimmung, anhaltend hohen Energiepreisen und auf allen Ebenen unsicheren Perspektiven beginnen die Unternehmen, sich verbreitet mit ihren Investitionen zurückzuhalten. Auch bei ihren Personalplanungen überwiegen erstmals seit langem merklich die Betriebe, die Kürzungen statt zusätzliche Einstellungen beabsichtigen.
Wie stark und wie lang die befürchtete Rezession wird, steht und fällt mit der Entwicklung auf den Energiemärkten. Für über 80 Prozent der Betriebe – so viele wie nie zuvor – sind sie Dreh- und Angelpunkt der Konjunktur. Weitere Belastungen kommen für die Unternehmen hinzu, etwa die Preissteigerungen bei und Versorgungsschwierigkeiten mit Rohstoffen und Vorprodukten, die Probleme bei der Fachkräftesuche und die Arbeitskosten wegen hoher Tarifforderungen.
„Auch wenn die Milliarden-Programme von Bund und Land anschlagen sollten, dürfte im Ergebnis in diesem Winter eine Rezession nicht zu vermeiden sein“, so Diestler. „Ihre Tiefe und Länge hängt aber entscheidend davon ab, inwiefern es gelingt, kurzfristig die Versorgung der Wirtschaft mit bezahlbarem Gas sicherzustellen, den Unternehmen dabei über den Energiepreisschock hinwegzuhelfen und mittelfristig das Energiepreisniveau wieder zu senken.“