Haben Sie eine Lieblingsfarbe?

Hochdahl · Mintgrün? Himmelblau? Oder doch eher Weinrot? Mit dieser Frage hat sich Kunsttherapeutin Tina Kreil ein ganzes Jahr lang beschäftigt und gemeinsam mit Mitarbeitern und Bewohnern des Franziskushospizes in Trills ein Kunstprojekt der etwas anderen Art entworfen.

Robert Bosch (Einrichtungsleiter Franziskushospiz) und Tina Kreil (Kunsttherapeutin) sind stolz auf das einmalige Kunstprojekt Seelenfarben.

Foto: tb

(tb) "Es ist eine kleine und doch so intime Frage", weiß Kreil. "Nicht selten sind die Bewohner mit der Antwort in die Vergangenheit gereist. Eine richtig kleine Alltagshypnose." Dabei sollte es bei der bloßen Beantwortung nicht bleiben. Auf kleinen zehnmal zehn Zentimeter großen Leinwänden konnten sich alle Beteiligten nach Herzenslust farblich ausprobieren und ihre ganz persönliche Lieblingsfarbe für die Ewigkeit festhalten. Die rund 300 Leinwände kamen wiederum zu einem großen Kunstwerk zusammen. Schüler der Wuppertaler Troxler- Schule, eine Einrichtung für geistig behinderte Jugendliche, haben in etlichen Einzelstunden einen Strebenbaum geschaffen. "Hierfür nutzen die Schüler unterschiedliche Holzsorten", weiß Franziskushospiz- Einrichtungsleiter Robert Bosch. Am vergangenen Samstag wiederum wurde das einmalige Kunstprojekt der Öffentlichkeit präsentiert. "Rund 100 Künstlerinnen und Künstler haben sich innerhalb eines Jahres mit diesem Projekt beschäftigt", weiß Tina Kreil.

Die Therapeutin ist bereits seit fünf Jahren künstlerisch im Hospiz im Einsatz. "Die Resonanzen der Bewohner, aber auch der Mitarbeiter waren ganz unterschiedlich. Während sich die Mitarbeiter selten auf eine Farbe einigen konnten und die Leinwände oft bunt gestaltet haben, fiel es den Bewohnern leichter sich festzulegen." Nicht selten entstanden kleine Geschichten um die Bilder herum. "Ein Bewohner erinnerte sich noch genau an das Gefühl, als Kind Sand in den Händen zusammen zu drücken. Seine Seelenfarbe war Sandgelb", erinnert sich Tina Kreil. Mit dem Kunstprojekt möchte die Kunsttherapeutin etwas Bleibendes schaffen. "Besonders für die Bewohner ist es schön, ein Teil von etwas Bleibendem zu sein." In Zukunft soll der rund drei Meter hohe Strebenbaum mit den Seelenfarben der Künstler auf Wanderschaft gehen. "Wir nehmen gerne Ideen für weitere Ausstellungsorte entgegen", so Pressewart Gerd Michalek abschließend.