Angekommen unter Freunden
Hochdahl · Samir, 20 Jahre jung, flüchtete aus dem Irak zusammen mit seiner Mutter (39) nach Deutschland. Als Jesiden gehört die Familie einer Minderheit hat, die vom IS als "Ungläubige" verfolgt und ermordert werden.
(nic) "Es gab für uns im Irak keine Zukunft mehr. Wir haben kaum Rechte", benennt der junge Samir die Beweggründe, warum er und seine Mutter die gefährliche Flucht nach Deutschland auf sich nahmen. Mit dem Bus, dem Auto und zu Fuß ging es damals über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn, Österreich nach Deutschland. Mittlerweile lebt Samir zusammen mit seiner Mutter seit zwei Jahren in Erkrath und konnte eine gemeinsame Wohnung beziehen. Diesen Sommer dann die freudige Nachricht, dass sieben von seinen acht Geschwistern samt Vater (47) nachziehen durften. Sie leben derzeit in der Containerunterkunft am Klinkerweg.
Hier unterstützt der Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath die Familie, um ihnen den Alltag in der Fremde zu erleichtern. "Wir helfen beispielsweise bei Behördengängen, besorgen Kleidung, organisieren jeden Donnerstagnachmittag eine Teestube im Haus der Kirchen, in der sich Flüchtlinge und Ehrenamtler oder Interessierte untereinander austauschen können und noch vieles mehr", erklärt Dieter Thelen. Inzwischen hat der Verein ein sehr gutes Netzwerk, auch zu den Behörden, was es im Dschungel der unzähligen Anträge etwas leichter macht, die Papierflut, die auf die Flüchtlinge einstürzt, besser und effektiver zu bewältigen. Samir und seine Familie möchten auf jeden Fall in Deutschland bleiben. Der Iraker absolviert gerade seinen B1-Sprachkurs und besucht eine Realschule in Düsseldorf. Doch trotz der großen ehrenamtlichen Unterstützung, gibt es nach wie vor auch große Probleme: "Verspätete Zahlungen des Jobcenters, beispielsweise was die Mieten angeht", so Thelen.
Den Grund sieht er in der Personalnot und teils auch darin, dass Mitarbeiter unzureichend geschult sind. "Doch durch unser gutes Netzwerk können wir solche und auch andere Probleme recht zeitnah lösen." Ein weiteres Problem sind die großen Familien. "Wir haben Schwierigkeiten in solchen Fällen ausreichend große Wohnungen zu finden, die ja auch bezahlbar sein müssen", so Sebastian Völlings, Sachgebietsleiter Integration bei der Stadt Erkrath. 30 Wohnungen an die Verwaltung derzeit für die Flüchtlinge angemietet. Private Vermieter tun sich oft schwer damit, an Flüchtlinge zu vermieten. "Da ist die Sorge, dass die zukünftigen Mieter vielleicht von heute auf morgen abgeschoben werden und ihnen dann die Mieteinnahmen fehlen", so Völlings. Leichter ist es da für Flüchtlinge, die bereits eine Bleibeperspektive haben oder bereits anerkannt sind. Samir hofft, dass die Familie bald zusammen in einer Wohnung leben kann und seine ältere Schwester, die im Irak zurück bleiben musste, auch bald nach Deutschland kommen kann.
Wer den Freundeskreis für Flüchtlinge unterstützen möchte, kann sich online über seine Arbeit informieren: freundeskreis-fluechtlinge-erkrath.de.