Es geht auch ohne Mann

Hochdahl · Die Herren müssen jetzt ganz tapfer sein, denn was sie nun lesen, wird vermutlich nicht jedem männlichen Zeitgenossen passen, aber es ist die landläufige Meinung.

Tanzlehrerin Ulrika Missalla (re.) zeigt den Teilnehmern wie man seine Füße beim „Line Dance“ richtig sortiert, damit am Ende eine Choreographie heraus kommt.

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(nic) Die meisten von euch können oder wollen nicht tanzen. Zumindest kommt die Autorin dieses Textes zu dieser Behauptung. Das ist zum einen auf die eigene Erfahrung zurück zu führen und zum anderen erhärtete sich dieser Gedanke, als sie kürzlich an einem Sonntagabend vor verschlossener Türe des TSV-Zentrums am Bürgerhaus stand. Zusammen mit rund 30 weiteren Damen unterschiedlichen Alters traf man sich zum Kollektiv-Warten. Denn wer fehlte war die Tanzlehrerin, die die Gruppe in die Welt des "Line-Dance" entführen sollte. Mit etwas Verspätung (Schuld war die Bahn) kam sie dann endlich und in der Zwischenzeit hatten sich sogar, und das muss man jetzt fairerweise auch sagen, zwei Herren in die illustre Damenrunde "verirrt" oder besser gesagt, ihre Ehefrauen konnten sie überzeugen. Unter Line-Dance versteht man das Tanzen in, wie der Name schon verrät, einer bzw. mehreren Reihen — und das geht ohne den klassischen Tanzpartner. Vorne steht Tanzlehrerin Ulrika Missalla und beginnt mit den ersten Schrittfolgen. Die sind eigentlich relativ einfach und beschränken sich in der ersten Stunde auf vorwärts, rückwärts und seitwärts. Die Arme bleiben passiv.

Die Herausforderung — und das merken die Teilnehmer in der heutigen Schnupperstunde recht schnell, ist zum einem die Schrittfolgen im Kopf zu behalten (die sich im Laufe des Abends zu einer kompletten Choreographie zusammen führen lassen) und zum anderen das Tempo, das sich prompt mit dem späteren Einsetzen der passenden Country-Musik beschleunigt. Mit viel Geduld widmet sich Ulrika Missalla ihren Schülern. Übt mit ihnen immer und immer wieder die einzelnen Schrittfolgen — erst langsam, dann mit steigendem Tempo. Und auch die Herren schlagen sich wacker und stehen den Damen in nichts nach. "Mit Line Dance wollten wir beim TSV ein Tanz-Angebot schaffen, dass man quasi auch als Single bzw. als Solotänzer nutzen kann", erklärt Abteilungsleiterin Barbara Hadaschick. Auch sie nutzt heute die Gunst der Stunde und tanzt mit. Nach 60 Minuten rauchen bei allen Teilnehmern nicht nur die Schuhsohlen, sondern auch die Köpfe. "Ich komme auf jeden Fall wieder", verrät uns Monika Neumetzler. "Tanzen hält nicht nur den Körper fit, sondern auch den Geist." Und Abteilungsleiterin Barbara Hadaschick fügt hinzu: "Sollten langfristig ausreichend Teilnehmer das Angebot nutzen, wollen wir Line Dance in unser Programm mit aufnehmen.

Es bildet eine gute Alternative zum Standard-Tanzangebot, bei dem wir mit Nachwuchsmangel zu kämpfen haben. Das liegt oftmals daran, dass die Tanzpaare immer älter werden. Wenn der oder die Partner(in) dann stirbt, steht man alleine da. Beim Line Dance ist das kein Problem. Hier kann jeder mitmachen, egal ob Singles oder Paare und egal welchen Alters."