Radfahren stärkt Einzelhandel

Kreis · In einem Interview mit der Rheinischen Post äußert sich der Düsseldorfer IHK-Präsident Andreas Schmitz unter anderem zum Thema Radwege in der Innenstadt. Diese sieht er insbesondere mit Blick auf die Kaufkraft von Radfahrer versus Autofahrer kritisch.

Radfahrer würden durchschnittlich nur 50 Euro bei einem Einkauf in der Stadt lassen, während Autofahrer im Schnitt 140 Euro ausgeben würden.

"Das ist nur die halbe Wahrheit", sagt Thomas Semmelmann, Landesvorsitzender des ADFC NRW. "Es stimmt, dass Radfahrer im Schnitt pro Einkauf weniger ausgeben als Kunden, die das Auto nutzen. Dafür gehen sie aber pro Woche etwa doppelt so häufig einkaufen wie Autofahrer." In einer Studie der European Cyclists‘ Federation wurden Beispiele aus ganz Europa zusammengetragen. Die Ergebnisse identifizieren Radfahrer als treue und häufige Kunden, die insbesondere den lokalen Einzelhandel stärken, da sie meistens in kurzer Distanz zum Wohnort einkaufen.

Die European Cyclists‘ Federation beziffert außerdem die Vorteile, die sich durch die Umwandlung von Parkplätzen ergeben. "Die Umnutzung eines Parkplatzes kommt gleich mehreren Radfahrern zu Gute und erhöht die Kundenrentabilität pro Quadratmeter", so Semmelmann weiter.

Ein Rechenmodell zum Thema "Einkaufen und Verkehrsmittelwahl" für Österreich zeigt weiterhin, dass eine Erhöhung des Radverkehrsanteils um 1 Prozent für den lokalen Einzelhandel insgesamt ein zusätzliches Umsatzpotenzial von 0,2 Prozent ergibt. Auf Deutschland übertragen, ergäbe sich nach diesem Rechenmodell bei einer Verdopplung des Radverkehrsanteils auf 25 Prozent ein Umsatzplus von 8,7 Milliarden Euro für den Einzelhandel. Semmelmann: "Dies ist sicherlich auch im Sinne der IHK, die nicht nur das Einkaufszentrum auf der grünen Wiese gestärkt sehen will."

"Etwas antiquiert ist die Auffassung, dass das Fahrrad nicht das Potential habe, das Verkehrsaufkommen durch die hohen Pendlerzahlen zu reduzieren. Das Gegenteil ist der Fall. Allein der Radschnellweg Ruhr RS1 wird laut Machbarkeitsstudie täglich bis zu 52.000 Autofahrten reduzieren", so Semmelmann. Weitere Radschnellwege in NRW sind geplant, unter anderem auch in Düsseldorf.

"Die Radschnellwege in NRW sind Vorbild für andere Regionen. Sie sind ein Standortfaktor für Unternehmen und sogar Grund für Wohnansiedlungen. Nicht unterbewerten sollte der IHK-Präsident auch die positiven Auswirkungen des Radfahrens auf die Gesundheit von Beschäftigten. Bis zu einem Drittel weniger Krankheitstage weisen Arbeitnehmer auf, die sich durch moderate körperliche Bewegung auf den Weg zur Arbeit machen. Damit die Menschen aufs Rad steigen, brauchen wir aber eine gute und sichere Verkehrsinfrastruktur und mehr fahrradfreundliche Arbeitgeber."