Ein echter Dauerbrenner
Kreis · In sieben von zehn Städten im Kreis ist die Hauptschule längst ein Auslaufmodell. In Erkrath hingegen entwickelt sich die Carl-Fuhlrott-Schule gerade zu einem Erfolgsmodell.
(RG) Mit 418 Schülern ist die Hauptschule in Erkrath ausgesprochen gut besucht. Der überwiegende Teil der Schülerinnen und Schüler stammt aus Erkrath. Einige wenige aus Mettmann, denn dort läuft die Hauptschule bereits aus. In diesem Jahr sind 29 Schüler vom Gymnasium oder der Realschule zur Hauptschule gewechselt. 80 Prozent davon aus den Klassen 8 und 9. Was aber macht die Hauptschule in Erkrath so erfolgreich? Karin Malzkorn, Rektorin und der Ganztagskoordinator Andreas Lösche stellen Landrat Thomas Hendele die drei wichtigen Säulen des Schulkonzepts bei seinem Besuch vor.
Die erste Säule bildet die Berufsorientierung. Dazu gehören Schnuppertage und Praktika von Klasse 8 bis 10. Eine enge Kooperation mit Betrieben und die eine Lernpartnerschaft mit dem Erkrather Handwerkerkreis, die im Rahmen des Kooperationsnetzes Schule-Wirtschaft (KSW) gegründet wurde, ermöglichen praxisnahe Unterrichtsthemen. "Wenn der Malermeister im Mathematikunterricht mit den Schülerinnen und Schülern Flächen eines zu renovierenden Hauses berechnet, dann stellt sich ein "Aha-Effekt" ein, der den Schülern meist zum ersten Mal klar macht, wofür sie das lernen." erklärt Karin Malzkorn den Mehrwert der Lernpartnerschaft. Für das Engagement in diesem Bereich erhielt die Schule bereits viermal das Siegel für die Berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule.
Die Inklusion bildet die zweite Säule der Schule. In einigen Klassen werden Hauptschüler und Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam unterrichtet. Dabei werden die Klassenlehrer von vier ausgebildeten Sonderpädagogen unterstützt. Bei Bedarf können die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf außerhalb des Klassenverbunds in Kleingruppen gefördert werden. Die meisten Kinder und Jugendlichen, die hier im Rahmen der Inklusion unterrichtet werden, hat Sprachförderbedarf, einige wenige sind von einer emotionalen und sozialen Entwicklungsstörung betroffen oder müssen mit einer Lernbehinderung umgehen.
Die dritte wichtige Säule sind die Willkommensklassen für Schülerinnen und Schüler mit Migrations- oder Fluchthintergrund. Insgesamt sind das aktuell 42 Kinder und Jugendliche. Zwölf davon stammen aus Syrien. Die übrigen verteilen sich auf 16 verschiedene Nationen mit Schwerpunkt Afghanistan, Iran und Irak. In Förderklassen mit jeweils 10 Schülern erhalten sie 10 — 12 Stunden Deutschunterricht in der Woche, bis sie am Regelunterricht in sprachrelevanten Fächern teilnehmen können. Den ersten Einstieg in die Regelklassen finden sie in Fächern wie Sport, Werken oder Handarbeit. Schülerinnen und Schüler mit entsprechenden Vorkenntnissen nehmen auch schön früh am Englischunterricht teil. Sie lernen schnell, unsere jungen neuen Nachbarn.
Im Sommer konnten zwei von ihnen bereits auf das Gymnasium wechseln. Schnellen Anschluss zu ihren deutschen Mitschülern finden sie auch über die Angebote von Interaktiv e.V. im offenen Ganztag, wie aktuell im Handball Court. Einen Vorteil gegenüber Gesamtschulen bietet die Carl-Fuhlrott-Schule auch mit kleinen Klassen von 20 bis 25 Schülern und in der überschaubaren Gesamtgröße. "Hier geht keiner unter." beschreibt Andreas Lösche, dieses Plus. "Ich persönlich bedauere sehr, dass die Hauptschule so ein schlechtes öffentliches Image hat. Das hat sie nicht verdient." sagt Thomas Hendele, der als ehemaliger Schuldezernent weiß wovon er spricht.