Frauen kreiden „Catcalling“ an Aktion gegen sexuelle Belästigung
Kreis · Die Auffahrt zur Kreisverwaltung verwandelte sich jetzt in eine Art Anklagetafel. Mit bunter Kreide stehen dort Sprüche, die sich Mädchen und Frauen auf offener Straße anhören müssen und die durch den englischen Begriff „Catcalls“ einen Namen erhalten haben.
Die Gleichstellungsstelle der Kreisverwaltung macht so gemeinsam mit dem Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Mettmann e.V. (SKFM) sexuelle Belästigung sichtbar.
Als „Catcalls“ werden unter anderem übergriffige, sexuell aufgeladene Kommentare, anzügliche Bemerkungen, Hinterherpfeifen, hauptsächlich von Männern gegenüber Frauen bezeichnet. Oft beinhalten Catcalls Anspielungen auf das Aussehen. Diese werden im öffentlichen Raum, aber auch im Internet geäußert. „Catcalls können das Selbstbewusstsein und das Sicherheitsgefühl der betroffenen Person erheblich beinträchtigen. Viele Frauen fühlen sich im öffentlichen Raum nicht sicher.
Sie sind beispielsweise abends nicht mehr alleine unterwegs, wählen andere Wege oder kleiden sich anders, als sie es gerne täten. Catcalling ist daher ein gesamtgesellschaftlich relevantes Thema“, berichtet Geertje Jeschke, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung. Catcalling ist zwar nicht mit körperlichen Übergriffen verbunden, wird jedoch von den Opfern oft als Vorstufe dazu empfunden und ist häufig von der Angst begleitet, dass es nicht beim „Calling“ bleibt. Catcalling ist kein Kompliment, denn Komplimente beinhalten Wertschätzung, Interesse oder Respekt. Im Gegensatz dazu ist Catcalling eine Herabsetzung der Frau. Männer machen Frauen damit zum Objekt und drücken mit Catcalls aus, dass sie selbst sich für überlegen halten und die Frauen für verfügbar.
„Wir möchten Frauen Raum geben, die Abwertungen und Erniedrigungen, mit denen sie bedrängt wurden, nach außen zu tragen. Wir zeigen, welchen Beschämungen und Beleidigungen Frauen im Alltag ausgesetzt sind“, betont die Gleichstellungsbeauftragte.
Dadurch soll deutlich werden, wie Catcalling das Lebensgefühl von Frauen beeinträchtigt. „Wir möchten daran mitwirken, dass Frauen sich im öffentlichen Raum grundsätzlich frei und gleichwertig bewegen können. Der Fokus soll dabei nicht nur auf die Frau, sondern auf das gemeinsame soziale Miteinander gelegt werden. Wir möchten deutlich machen, dass alle Menschen das Klima schaffen und eine Mitverantwortung dafür tragen, dass es Männer gibt, die Catcalling betreiben“, erläutert Eva-Maria Düring, Bereichsleiterin des SKFM Mettmann e.V., die Hintergründe der Aktion.
Fotoausstellung
Die Aktion soll nachhaltig sein und längerfristig etwas in Bewegung setzen. Aus diesem Grund werden Catcalls bis nach den Sommerferien gesammelt. Dazu können Frauen und Männer ihre erlebten Catcalls mit Kreide auf den Asphalt schreiben, fotografieren und das Foto per E-Mail bis zum 9. August 2022 an den SKFM Mettmann: sexualisiertegewalt@skfm-mettmann.de schicken. Wer keine Kreide zur Hand hat, kann die Catcalls auch ohne Foto an diese Mailadresse senden. Gerne können Betroffene dazu schreiben, wo sie das Catcalling erlebt haben und welche Gefühle es in ihnen ausgelöst hat. Aus allen eingesendeten Catcalls wird der SKFM eine Wanderausstellung erstellen, die im nächsten Jahr an mehreren Orten im Kreis Mettmann ausgestellt wird.