Schwein muss man haben
Düsseldorf/Erkrath · Beim 50. Düsseldorfer Neujahrsschwimmen im Rhein schwammen 341 Wasserratten von der Kniebrücke bis nach Lörick. Unter ihnen waren auch 17 Erkrather DLRG-Mitglieder.
(nigo) Bunte Neoprenanzüge, seltsam anmutende Kopfbedeckungen, Verkleidungen, die mehr an Karneval als an einen Neujahrsbrauch erinnern. Und das Geräusch von Schwimmflossen, die auf dem Kieselstrand aufpatschen. So recht wollen die Eindrücke am Düsseldorfer Rheinstrand an der Kniebrücke am Samstagnachmittag nicht zusammenpassen. Es ist ein Haufen Menschen, der sich am Ufer dicht an dicht drängt, in dem einzelne Gruppen erkennbar sind, in dem eine Vorfreude, eine Anspannung spürbar ist.
Es ist Tradition, dass ein paar Tage nach Beginn des neuen Jahres Schwimmer, Taucher und alle sonstigen Wasserratten zusammenkommen und sich gemeinsam in den Rhein begeben — ganz allein zur eigenen Belustigung, ganz allein aus Spaß an der Freude. Nicht zum Wettkampf, nicht aus Ehrgeiz heraus.
Seit 50 Jahren gibt es das Schwimmen im Rhein. War es zu Beginn noch ein kleines Grüppchen, das sich auf den 5,5 Kilometer langen Weg von der Kniebrücke zum Löricker Hafenbecken machte, ist aus dem Spektakel heute ein Groß-Event geworden. 341 Schwimmer kamen in diesem Jahr — und unter ihnen waren auch 17 Erkrather der DLRG Ortsgruppe. Auch für sie ist es mittlerweile zur Tradition geworden, in jedem Jahr an den Rhein zu kommen, seit 20 Jahren sind sie dabei. "Das schöne ist, dass sich hier Freunde aus ganz Deutschland wiedertreffen", sagt Ilse Lichtenauer, eine der 17 Erkrather. Einer von ihnen kommt so jedes Jahr aus Karlsruhe nach Düsseldorf.
Und die Erkrather fielen auf unter all den anderen Schwimmern — denn sie hatten Matthias Wolfseher dabei. Er hatte die wohl schrillste Kopfbedeckung, trug ein Schwein aus Styropor auf dem Kopf. Seit er am Neujahrsschwimmen teilnimmt, begleitet ihn das rosa Schwein auf dem Kopf, ohne Schwein geht es nicht — schließlich stammt der heute in Erkrath lebende aus Schweinfurt. Immer dicht am linken Ufer müssen sich die Schwimmer halten, dürfen nicht in die Fahrrinne geraten. "Das ist aufwendig", sagt Roland Scheidemann von der Düsseldorfer DLRG, die das Schwimmen Jahr für Jahr ausrichtet. Um die 50 Helfer waren im Einsatz, sieben Boote begleiteten die Teilnehmer auf ihrem Weg durch den Rhein, unter sie hatten sich noch einmal zwei Dutzend Rettungsschwimmer gemischt, um für die Sicherheit zu sorgen.
"Bei fünf Grad Wassertemperatur kein Kinderspiel, auch wenn man sich die meiste Zeit über von der Strömung tragen lassen könne, sagt Lichtenauer. Schwierig werde es kurz vor Schluss, beim Einschwimmen in das kleine Löricker Hafenbecken, beim Verlassen der Rheinströmung und beim Einschwimmen in das stille Gewässer des Hafens.
Ob das Schwimmen überhaupt stattfinden kann, stand am Samstagmorgen noch zur Debatte. Unwetter sagten verschiedene Wetterdienste für die Region Düsseldorf voraus, andere Handy-Apps meldeten Gegenteiliges. Eine verzwickte Situation für alle diejenigen, die bei der DLRG am Morgen darüber entscheiden mussten, ob das Jubiläum des Neujahrsschwimmens stattfinden kann. Sie entschieden sich schließlich dafür — "das Wetter schien uns berechenbar", sagt Scheidemann.