Kita-Streik: Erkrather Eltern sind sauer
Erkrath · Der Kita-Streik stellt einige Eltern vor massive Probleme. Im Rathaus protestierte jetzt eine kleine Gruppe Eltern. Bürgermeister Werner erklärt jedoch, dass er keine Abhilfe schaffen kann.
Mit Rasseln und Schellen hat es sich eine kleine Gruppe aus Eltern und Kindern auf der Treppe des Rathauses bequem gemacht, die hinauf zum Büro von Bürgermeister Arno Werner (CDU) führt. Sie machen Krach, denn sie wollen protestieren. Sie ärgern sich darüber, dass der Streik der Erzieherinnen und Erzieher auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Und dem ihrer Kinder.
Allesamt gehen die Kinder in die Tagesstätte an der Falkenstraße. Diese wird derzeit komplett bestreikt, dort gibt es nur eine Notgruppe. Und dort werden nur Kinder betreut, deren Eltern nachweisen können, dass es ihnen unmöglich ist, Urlaub zu nehmen. "Wir haben massive Probleme, unsere Kinder unterzubringen", sagt Alexandra Koelman, Mutter von zwei Kindern. Deswegen hatte sie zu dem Protest am Dienstagmorgen im Rathaus aufgerufen. Sie hatte mit mehr Eltern gerechnet — letztendlich waren gerade einmal fünf Elternteile samt Kindern gekommen.
Bürgermeister Werner hörte sich die Forderungen der kleinen Protest-Gruppe an, konnte jedoch keine schnelle Abhilfe versprechen. "Das ist ein Konflikt, der landesweit ausgetragen wird. Da kann Erkrath nicht einfach aus der Reihe scheren", sagt er. Verhandlungsführer sei der Kölner Oberbürgermeister. "Und wie lange der Streik noch dauert, kann keiner wiesen. Auch ich nicht", sagt Werner.
Tatsächlich sind die Erkrather Eltern im Schnitt kaum vom Streik betroffen. Rund 20 Kitas gibt es im Stadtgebiet, davon befindet sich alleine die Hälfte in der Hand von freien Trägern, wie etwa Kirchen. Dort wird nicht gestreikt. Die restlichen 20 Kindergärten sind städtischer Art — jedoch wird nur in zwei Einrichtungen gestreikt. Und zwar an der Falkenstraße und am Millrather Weg. Dort wurden mittlerweile Notgruppen eingerichtet. In anderen Städten sind weitaus mehr Eltern betroffen als in Erkrath.
Eine weitere Forderung der erzürnten Eltern ist es, dass die Kita-Gebühren während der Streikzeit rückerstattet werden. Der Rat hatte in der vergangenen Woche beschlossen, dass Eltern die Gelder ab dem zehnten Streiktag zurückbekommen — doch das reicht vielen nicht. Doch auch hier konnte Werner nicht wirklich etwas ausrichten: "Das ist schließlich ein Ratsbeschluss und den kann ich nicht einfach übergehen", sagt der Bürgermeister.
Alexandra Koelman ist sich unterdessen sicher, dass man ein Zeichen gesetzt habe. "Wir werden sicher noch öfter im Rathaus aufkreuzen, sollte der Streik noch länger andauern", sagt sie.
KOMMENTAR Von Nikolas Golsch
Bürgermeister Werner ist der falsche Adressat
Selbst wenn Bürgermeister Werner wollte — in Sachen Kita-Streik ist er machtlos. Und somit ist er auch der falsche Adressat für die erzürnten Eltern. Es ist verständlich, dass sie sauer sind. Schließlich gehen ihre Kinder nicht umsonst in eine Kita. Und sie haben Recht wenn sie beklagen, dass der Streik auf ihrem Rücken und dem ihrer Kinder ausgetragen werde.
Eins darf nicht vergessen werden: Streiken ist immer eine Gewissensentscheidung. Die Erzieherinnen und Erzieher wissen genau, welche Konsequenzen ihr Streik hat. Sie sollten wissen, dass sie damit auch Eltern und Kindern schaden. Sie haben ein Recht, für mehr Geld zu streiken. Aber Forderungen nach bis zu 10 Prozent mehr Lohn sind in Zeiten von knappen Kassen überzogen. So fährt sich der Streik unnötig fest und dauert um einiges länger, als es noch zumutbar ist. Es bleibt für Eltern und Kinder zu hoffen, dass bald eine Lösung gefunden wird — und die Pädagogen ihre Arbeit so schnell wie möglich wieder aufnehmen.