Lokal Anzeiger: Welche Themenschwerpunkte liegen Ihnen für Erkrath besonders am Herzen?
Kommunalwahl 2020 „Ich habe den Blick von außen“
Erkrath · Die Kommunalwahl am 13. September naht mit großen Schritten. Zwei der insgesamt drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt - Peter Knitsch von Bündnis 90/Die Grünen und Christoph Schultz von der CDU und derzeit amtierender Bürgermeister - haben wir unseren Lesern bereits vorgestellt. In dieser Woche beantwortet Jörg Schintze von der SPD unsere vier Fragen.
Jörg Schintze: Ganz wichtig ist mir die Verbesserung der Kommunikation zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerschaft. Stichworte, die mir dazu direkt einfallen sind die Bebauung am Wimmersberg und auf der Neanderhöhe. Hier knirscht es noch sehr. Es ist wichtig, die Bedenken der Bürger ernst zu nehmen und die Thematik besser zu erklären. In der Verwaltung gibt es viele engagierte Mitarbeiter, aber die Kommunikation nach innen und auch nach außen ist noch verbesserungsfähig. Ich denke da beispielsweise an so genannte Stadtteilforen, in denen sich Verwaltung, Politik und Bürger an einen Tisch setzen und in einen konstruktiven Austausch gehen. Weitere wichtige Themen sind für mich Nachhaltigkeit, der Ausbau des ÖPNV, Digitalisierung und die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt. Hier fehlt es mir an einer Zielrichtung. Die Gewerbesteuereinnahmen sind allein nicht alles. Es gilt, junge Menschen an Erkrath zu binden, beispielsweise durch attraktive Arbeitsplätze.
2. Welche Probleme müssen vorranging behandelt werden?
Die Digitalisierung der Verwaltung, damit die Kommunikation optimiert wird. Unsere Schulen sind ebenfalls ein ganz wichtiges Thema und die Frage, was durch den Bildungspakt machbar ist. Beim Wohnungsbau hat Erkrath massiven Nachholbedarf. Da ist in den letzten 25 Jahren viel zu wenig passiert. In puncto Gewerbeimmobilien bin ich persönlich für die Bebauung der Neanderhöhe, aber es steht nach wie vor die Frage im Raum, was mit unseren Leerständen geschehen soll. Auch diese Immobilien sollte man entsprechend nutzen beziehungsweise nutzbar machen. Der Pkw- und der Radverkehr sollten meiner Meinung nach im Rahmen der Planungen gleichgestellt sein. Schließlich steigen immer mehr Menschen auf die umweltfreundlichere Variante - das Fahrrad - um. Deshalb ist es wichtig, dass wir für sichere und gute Radwege sorgen. Verbesserungsbedarf sehe ich in diesem Rahmen und darüber hinaus, bei der Grünflächenpflege in Erkrath. Viele Radwege sind dahingehend nicht ausreichend gepflegt und andere kleine Schmuddelecken müssen intensiver bearbeitet werden.
Was sind die größten Fehler, die in der Vergangenheit in Erkrath begangen wurden und wie wollen Sie es besser machen?
Vieles in Erkrath geschieht ohne strukturierte Vorplanung. Der Stadtentwicklungsplan muss überarbeitet, das Einzelhandelskonzept aktualisiert werden. Bevor man ein Projekt angeht, sollte man erst auf dem Papier alles detaliert abbilden. Blinder Aktionismus sorgt dafür, dass man sich am Ende verzettelt und Kosten unnötig in die Höhe schnellen. Nur wer ein gutes Konzept hat, kann für die Zukunft verlässlich planen.
Was hebt Sie von den übrigen Kandidaten fürs Bürgermeisteramt besonders ab?
Ich komme nicht aus der Verwaltung, habe allerdings beruflich als Rechtsanwalt sehr viel mit Verwaltungsstrukturen zu tun. Ich habe den Blick von außen und sehe vieles aus Sicht des Bürgers.
Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Nicole Palmieri.
Zur Person
Jörg Schintze ist verheiratet und lebt seit 2012 in Erkrath. 1963 in Essen geboren, liegen seine Wurzeln im Ruhrgebiet.
Nach dem Abitur und der anschließenden Zivildienstzeit in der evangelischen Alten- und Jugendpflege, nahm er das Studium der Rechtswissenschaft an der Ruhr-Universität-Bochum auf. Während des Studiums arbeitete er schon als selbständiger Kaufmann. Seit 2002 ist er als Rechtsanwalt in seiner eigener Kanzlei tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind Verwaltungs-, Gewerbe- und Steuerrecht.
Nachdem er 2011 seine Frau kennengelernt hat, zog es ihn nach Erkrath.