Radler setzen ein Zeichen
Erkrath · (nic) Diesen Mittwoch um 18.40 Uhr startet die zweite Erkrather Critical Mass vom Rathaus aus. Critical Mass - also das Radeln in einer größeren Gruppe dient einem höheren Zweck. Denn damit wollen die Teilnehmer auf das Verkehrsmittel Fahrrad aufmerksam machen, andere Verkehrsteilnehmer dafür sensibilisieren und nicht zuletzt sich für bessere und gut vernetzte Radwege einsetzen.
Wir sprachen mit dem Erkrather Peer Weber über die Kampagne und warum er so gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist.
Peer Weber radelt, sofern es das Wetter zulässt, bis zu drei Mal die Woche von Erkrath nach Wuppertal und zurück. 2004 wurde er vom Fahrradvirus infiziert und nutzt seitdem die Strecke zur und von der Arbeit als Fitnessprogramm. Doch das ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum der Erkrather so gerne per Velo unterwegs ist.
"Wer radelt, der tut nicht nur was für seine Gesundheit, den Geldbeutel und die Umwelt - nein - der tut auch etwas für die Seele. Denn beim Radfahren sieht man mehr von der Welt", da ist sich Peer Weber sicher. Das Velo biete einfach die optimale Reisegeschwindigkeit, um ausreichend die Blicke bei der Fahrt auch hier und da mal schweifen zu lassen und dabei viel Neues zu entdecken. Doch abseits der Radromantik, kommt der leidenschaftliche Radler, der allerdings auch für bestimmte Zwecke sein Auto nutzt, oftmals auch in gefährliche Situationen. "Oftmals hat man als Radfahrer im Straßenverkehr das Gefühl, von Autofahrern als Verkehrshindernis angesehen zu werden." Oft bemerke er das daran, wie beispielsweise überholt werde. "Meist mit viel zu wenig Abstand zum Fahrradfahrer und gerne auch mal mit aufheulendem Motor." Auch häufig in der Praxis beobachtet und erlebt: Autofahrer, die sich gerne noch schnell vor den Radler quetschen und diesen damit in brenzlige Situationen bringen.
"Nicht immer gibt es einen Fahrradweg, den man nutzen kann und wenn man dann auf die Straße ausweichen muss, zieht man als schwächerer Verkehrsteilnehmer oft den Kürzeren." Und was die Qualität der Radwege in Erkrath und Umland angeht, davon kann Peer Weber ein Liedchen singen. "Zugewachsen, zu schmal, das Wurzelwerk der Bäume breitet sich unter dem Asphalt aus und sorgt für eine wahre Buckelpiste, nasses Laub im Herbst sorgt für ungewollte Rutschpartien oder aber auch schlecht vernetzte Radwege - die Liste der Mängel ist lang. "Als meine Freunde und ich dann in diesem Jahr gesehen haben, wie viel Zuspruch und Aufmerksamkeit die Tour de France in unserer Region erhalten hat, wollten wir diese als Aufhänger nutzen und starteten zeitnah unsere erste Critical Mass im Ort."
Dabei radelten rund 25 Teilnehmer geschlossen durch alle drei Stadtteile. "Mit der Aktion wollen wir uns als Radfahrer für andere Verkehrsteilnehmer sichtbar machen und auf uns aufmerksam machen." Besonders das Erkrather Radwegekonzept liegt Weber und seinen Mitstreitern sehr am Herzen. "Wir haben leider den Eindruck, dass das Konzept nur sehr schleppend umgesetzt wird. Das ist mehr als nur schade. Denn in anderen Städten und Lädern kann man beobachten, dass gute Radwege auch von der Bevölkerung gerne und viel genutzt werden." Wünschenswert wäre, wenn dieser Standard auch in Erkrath eines Tages erreicht werden könnte.
"Critical mass" (engl., dt. kritische Masse) ist eine weltweite Bewegung in Form der direkten Aktion, bei der sich mehrere nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer (hauptsächlich Radfahrer) scheinbar zufällig und unorganisiert treffen, um mit gemeinsamen und unhierarchischen Fahrten durch Innenstädte, ihrer bloßen Menge und dem konzentrierten Auftreten von Fahrrädern auf den Radverkehr als Form des Individualverkehrs aufmerksam zu machen und "... mit dem Druck der Straße mehr Rechte für Radfahrer und vor allem eine bessere Infrastruktur und mehr Platz einzufordern." Darüber hinaus gehe es der CM-Bewegung laut "Die Zeit" auch um "... die Frage, ob öffentlicher Raum nicht dem Verkehr entzogen und ganz anders genutzt werden sollte ..." Die Teilnehmer setzen sich für eine Verkehrswende ein. (Quelle: wikipedia.org)