Eine Reise zu den Kirchen im neanderland Pilger, Orgeln, Kirchenfenster
Kreis · Kirchen sind mehr als nur Gotteshäuser, sie können ein Ziel für Pilger und Ruhesuchende sein und einen stimmungsvollen Rahmen für Musik oder Kunst bieten.
Nicht zuletzt sind sie spannende Zeugen der Baugeschichte. Ein kleiner Streifzug durch die Kirchenlandschaft im neanderland, die von Europas größtem modernen Sakralbau über die Kapelle an der Obstwiese bis zur Eventkirche reicht. Schon seit Jahrhunderten zieht es Pilger ins neanderland. Ihr Ziel: die alte Wallfahrtskirche in Velbert-Neviges und ihr wundertägiges Marienbild. Um der zunehmenden Zahl von Pilgern angemessenen Raum zu bieten, wurde der berühmte Architekt Gottfried Böhm 1968 mit dem Bau des Mariendoms beauftragt. Er schuf den noch heute größten modernen Sakralbau Europas — eine steingewordene Zeltstadt, die jährlich 200.000 Pilger sowie Architekturinteressierte aus aller Welt in ihren Bann zieht. Bei der Führung "Von der Reformationszeit zum Pilgerzelt" können Besucher die Faszination des monumentalen Raumes und des berühmten Rosenfensters erleben und zugleich spannende Hintergründe über die Kirche erfahren (Velbert Marketing, www.velbertmarketing.de, Tel. 02051-60550).
Freunde moderner Glaskunst kommen in der Pfarrkirche St. Suitbertus in Heiligenhaus auf ihre Kosten: Wilhelm Buschulte, einer der führenden Glaskünstler der Moderne, zeigt mit vier gestalteten Kirchenfenstern, dass man auch mit Licht malen kann: Der sparsam ausgestattete Innenraum des "Heiligenhauser Doms" erscheint zu jeder Tages- und Jahreszeit in unterschiedlichen Farbnuancen mit unzähligen Stimmungen, die zum Verweilen oder zur Meditation einladen.
Die Farben der Natur erleben Besucher der malerisch zwischen Obstwiesen und Ackerflächen gelegenen Windrather Kapelle. Errichtet auf einer heidnischen Kultstätte liegt sie direkt neben dem vermutlich ältesten Hof des Niederbergischen Landes, dessen Siedlungsgeschichte bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Wanderer auf dem neanderland STEIG werden automatisch auf einem Wiesenpfad hinauf zur Kapelle geleitet. Bereits seit dem Mittelalter läutet die Glocke der romantischen Kapelle zu unzähligen Anlässen und erklingt heute vor allem bei den zahlreichen Hochzeiten.
Ebenfalls auf eine lange Geschichte blickt die Reformationskirche in Hilden: Ihr wurde nicht nur drei Mal ein neuer Name gegeben, es gab auch drei Vorgängerkirchen an dieser Stelle. Die erste stammte aus dem 10. Jahrhundert, der aktuelle Bau ist ein hochrangiges Zeugnis spätromanischer Baukunst aus dem 13. Jahrhundert. Die Kirche besticht durch ihre symbolhafte Architektur: Die Konstruktion von Haupt- und Nebenschiffen ergibt das Bild eines Kubus — in der romanischen Symbolik ein Sinnbild für das Irdische. Das Himmlische hingegen wird durch das Gewölbe der Kirchendecke dargestellt. So wird im Kirchenraum die Verbindung von Himmel und Erde verbildlicht.
Neben der besonderen Architektur, Umgebung oder Geschichte sind einige Kirchen im neanderland zudem durch ihre bedeutenden Orgeln bekannt, die nicht nur Freunde der Kirchenmusik aufhorchen lassen. In der im 12. Jahrhundert erbauten Lambertuskirche in Mettmann etwa gibt Regionalkantor Matthias Röttger an der über 100 Jahre alten Orgel den Ton an: Das aufwendig restaurierte Instrument, das sich durch seinen besonders warmen Klang und neue, darunter sehr seltene Klangfarben auszeichnet, kommt bei zahlreichen Veranstaltungen zum Einsatz. Wer sich das Innenleben der Lambertusorgel genauer anschauen möchte, dem gewährt der Organist bei speziellen Orgelführungen, wie etwa am 30. August 2015, einen spannenden Blick hinter die Kulissen (www.kirchenmusik-lambertus.de).
Auch die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Ratingen hebt sich durch ihr musikalisches Programm ab und gilt als eines der Kirchenmusikzentren des Erzbistums Köln. Die Palette reicht von Aufführungen mit internationalen Gastorganisten bis zu Orgelvorführungen für Schulklassen und Privatfeiern (www.orgelwelten-ratingen.de). Musikgenuss bietet auch die Marienkapelle in Monheim am Rhein. Hier findet an jedem ersten Sonntag im Monat die musikalische Reihe "Klangwellen714" mit hochkarätigen Konzerten unter internationaler Beteiligung statt. Die Geschichte der Kirche vermittelt der an der Marienkapelle installierte Teil der MonChronik.
Ganz weltlich geht es in der Eventkirche Velbert-Langenberg zu. Im Jahr 1877 vom Architekten Carl Raschdorff erbaut, der später auch den Berliner Dom schuf, wird sie seit Ende der 1970er Jahre nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Nach zehnjähriger Renovierungsphase dient sie seit 2001 als Eventkirche und bietet damit neue Möglichkeiten für spannende Erfahrungen im Kirchenraum, mit einer ganz besonderen Akustik. Neben Hochzeitsfeiern, Firmenevents und privaten Festen finden in dieser ehemaligen Kirche auch Kulturveranstaltungen und Konzerte statt, die durch die ungewöhnliche Atmosphäre in besonderer Erinnerung bleiben (www.eventkirche.de).