Fachtagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft in Erkrath Neandertal ist überall

Kreis · Die Jahrestagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit fand in diesem Jahr in der Stadthalle Erkrath und im Neandertal Museum statt.

Die Eiszeitforscher beim abendlichen Empfang im Neandertal Museum.

Foto: RG

Seit 61 Jahren veranstaltet die Hugo Obermaier Gesellschaft in jedem Jahr eine Fachtagung, zu der Forscher aus dem In- und Ausland zusammenkommen und sich über neue Erkenntnisse über das Eiszeitalter und die Steinzeit austauschen. Sie findet im jährlichen Wechsel an einem Forschungsstandort in Deutschland oder im Ausland statt. In diesem Jahr trafen sich 140 Forscher in Erkrath.

Das Programm war prall gefüllt. Am Anreisetag begann die Tagung erst am Mittag mit einer Begrüßung durch Bürgermeister Christoph Schultz, Neanderthal Museumsdirektorin Dr. Bärbel Auffermann und Thorsten Uthmeier, Präsident der Hugo Obermaier Gesellschaft.

„Bei den jährlichen Tagungen tauschen sich die Forscher über ihre Arbeit aus und erfahren wer gerade woran arbeitet. Dabei werden Kontakte geknüpft und es entstehen Kooperationen“, weiß Prof. Dr. Thorsten Uthmeier über die positiven Nebeneffekte der jährlichen Tagungen. Der renommierte Experte für das Paläolithikum und die Urgeschichte Bayerns ist seit 2010 Lehrstuhlinhaber am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und seit 2011 Präsident der Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit.

Auch für ihn bringen die Tagungen noch Neues mit sich. So lag in der diesjährigen Tagung ein Schwerpunkt auf dem Verhalten der Neandertaler aus anderer Sicht. Verglichen und untersucht wird dabei menschliches Verhalten über lange Zeiträume, sozusagen von Beginn an bis in die heutige Zeit. Auch neue technologische Methoden wurden vorgestellt, wie etwa automatisierte Verfahren um Gebrauchsspuren an Steinwerkzeugen nachzubilden oder 3D-Scanner zur Erfassung von Steinwerkzeugen. Auch die Frage „Wie viele Menschen es in der jeweiligen Zeit eigentlich gegeben hat“ war Thema.

Bis zu 17 Vorträge warteten auf die internationalen Forscher pro Tag. Nach einem kleinen Empfang im Neandertal Museum am Ende des ersten Tages, trafen sich die Forscher am zweiten Tag zum Galadiner in der Felsenhöhle des Neandertal No. 1 und waren damit die ersten Gäste in der Höhle, die erst am Vortag sicherheitstechnisch abgenommen wurde. „Die meisten waren sehr überrascht zu erfahren, dass in diesem Haus einst die beiden italienischen Kalkarbeiter gewohnt haben, die die Knochen des Neandertalers in der Feldhofer Grotte gefunden haben“, berichtete Thorsten Uthmeier über das Galadiner.

Die überwiegende Zahl der Teilnehmer kam aus Europa, aber auch Forscher aus Afrika oder Sibirien waren in diesem Jahr dabei. Vortragssprache war deshalb Englisch. Eine Ausnahme gab es allerdings. Am zweiten Tagungstag gab es abends einen Vortrag von Dr. Yvonne Tafelmaier von der Uni Tübingen und Dr. Andreas Pastoors von der Uni Erlangen, die viele Jahre am Neanderthal Museum geforscht und gearbeitet haben. Dieser Vortrag war an ein interessiertes Publikum in Erkrath und Umgebung gerichtet, das mehr von den neuesten Erkenntnissen aus der Neanderthaler-Forschung erfahren wollte.

Insgesamt dauerte die Tagung fünf Tage, wobei für die Teilnehmer an den letzten beiden Tagen noch Exkursionen zu Fundorten und Museen auf dem Programm standen.

(RG)