Das Neanderthal Museum will Blinden und Sehbehinderten neueDimensionen eröffnen Begreifbar werden

Kreis · „Meine Erfahrungen mit Museen war immer: Wie langweilig!“, so äußert sich Petra Winke, die stellvertretende Vorsitzende des Blindenverbandes Solingen. „Die Exponate sind hinter Glas, da kann der Audioguide noch soviel erklären, ich habe rein gar nichts von dem Besuch“.Um so begeisterter ist Petra Winke daher von dem neuen Konzept, das den Grundstein zu einer ganz besonderen Zusammenarbeit legt.

„Projektleiterin Anna Riethus Aug in Aug mit dem 3-D-Neanderthaler“.

Foto: Neanderthal Museum

In engster Kooperation mit dem Blindenverband entwickelt Projektleiterin Anna Riethusneue Dimensionen des Museumserlebens.Dabei beschreitet sie durchaus unkonventionelle Wege, lädt sowohl Gamedesigner als auch Ausstellungsgestalter ein, ihre Ideen einzubringen,denn, so Riethus: „Wir sind nicht Fisch und nicht Fleisch. Wir möchten die Besucher interaktiv durch die Ausstellung leiten. Klänge, tastbare Exponate und eine Navigation sind Bestandteile des Konzeptes. Aber - und hier unterscheiden wir uns von herkömmlichen interaktiven Audio-Guides -NMsee wird viel mehr als das: Es wird auch ein App-Game“.

Wie man sich dieses digitale Spiel vorzustellen hat, erläutert Riethus mitgroßem Enthusiasmus: „Wir stellen uns ein interaktives Rollenspiel vor. So könnte etwa ein Dialog mit einer virtuellen Archäologin stattfinden, die Objekte erläutert, Sachzusammenhänge erzählt und auf narrative Weise Charaktere ins Spiel bringt. So hoch entwickelt soll die Software sein, dass ein Dialog mit der Figur stattfinden kann“.

Museumsdirektorin Dr Bärbel Auffermann zeigt sich von Riethus’ Projektmehr als angetan und will auch in der ständigen Ausstellung des Neanderthal Museums Zugeständnisse an den inklusiven Museumsbesuch machen: „Wir können uns vorstellen, einige Vitrinen zu öffnen und tastbar zu machen“, so Auffermann.Vielleicht zeigt sich der fruchtbare Boden, auf den Riethus’ Idee im Neanderthal Museum gefallen ist, in einer kleinen Referenz: „Die virtuelle Game-Archäologin wird vermutlich einen Vornamen tragen, der mit Bbeginnt“, so Riethus augenzwinkernd.

Bis zur Eröffnung des neuen Formates Mitte 2021 sollen extensive Testreihen mit Sehenden und Nichtsehenden durchgeführt werden und in engem Dialog mit Designern möglicherweise gar ein Leuchtturmprojekt entstehen. Andere Museen haben bereits angeklopft.

(Constanze Backes)