Zurück auf die Schulbank

Hochdahl · Wer zu uns nach Deutschland kommt, braucht ein klein wenig mehr, als Integrationskurse, die das Sprachniveau B1 in Deutsch fördern.

Teamarbeit zum Thema Stellensuche und Bewerbung. Lilija Zihmarin vom IKZ (Mitte, hinten) dolmetscht als Tandem-Dozentin, wenn es für die Teilnehmer sprachlich zu anspruchsvoll wird.

Foto: RG

(RG) Integrationskurse gibt es, das haben die meisten Leser im Zusammenhang mit den vielen Flüchtlingen, die vor allem in 2015 zu uns kamen, erfasst. Integrationskurse gab und gibt es aber nicht nur für zu uns geflohene Menschen. Viele Spätaussiedler haben in den letzten Jahren die Möglichkeit genutzt nach Deutschland überzusiedeln. Sie besuchen Integrationskurse und erreichen darüber das Sprachniveau B1. Damit können sie sich bei uns gut verständigen, wenn sie täglich die Möglichkeit haben ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse praktisch anzuwenden. Der Alltag sieht leider oft anders aus. In ihrer ehemaligen Heimat haben sie Berufe erlernt und ausgeübt, die ihnen nach den Integrationskursen hier verschlossen bleiben.

Statt im ehemaligen Beruf tätig zu sein, arbeiten sie in Aushilfsjobs und tragen zum Beispiel in der Nacht Tageszeitungen aus. Für jeden von uns ist dabei unschwer zu erkennen, dass sich dabei kaum sprachliche Praxis erwerben lässt. Aber so geht es vielen der frisch mit B1 Sprachlevel entlassenen Integrationskursabsolventen. Sie sind Buchhalter, Verkäufer, Professoren in Flugzeugtechnik oder Absolventen mit Bachelor in Sicherheitstechnik und Feuerwehrwesen. Ihr Abschluss hilft ihnen hier bei uns oft nicht dabei einen Einstieg zu finden. Es fehlt der Kontakt zu Einheimischen, der es ihnen erlauben würde, die Sprachpraxis zu verbessern.

"Ich würde hier in Deutschland gern meinen Master machen, wenn mein Bachelor nicht anerkannt wird, auch ein neues Studium beginnen. Vielleicht, wenn es möglich ist, würde ich auch eine Laufbahn bei der Feuerwehr anstreben." beschreibt Artem, der als Gast am Kurs teilnimmt, seine Wünsche. Aufgrund der Klassenraumgröße ist die Teilnahme begrenzt. Darüber hinaus gibt es Vorgaben vom BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das für dieses Angebot Fördermittel bereitstellt. Sechzehn Teilnehmer haben sich für den Kurs angemeldet. Ein paar Teilnehmer dürfen nach Rücksprache als 'Gäste‘ dabei sein. Das übergeordnete Thema ist 'Identität und Integration plus‘. In diesem freiwilligen Angebot lernen die Teilnehmer ein wenig sich hier bei uns zu verorten, Demokratie zu verstehen und sich zu beteiligen. Sie lernen sich mit ihrer Ausbildung und ihrem jeweiligen Sprachverständnis im hiesigen Arbeitsmarkt zu einzuordnen. Sie lernen online nach Stellenangeboten zu suchen und ihre Chancen zu nutzen.

Vom Telefontraining über die Erstellung einer Bewerbung und Training eines Vorstellungsgesprächs greift der Kurs alles auf. Die Teilnehmer dürfen sogar ihre eigenen Wünsche einbringen, die dann auch schon einmal das Üben einer Kündigung, eines Widerspruchs oder ähnliches zu Tage bringen, was ihnen ohne Hilfe oft schwer fällt.

Das Angebot, das vom BAMF gefördert wird, hilft all den Menschen, die als Spätaussiedler zu uns gekommen sind, damit sie in unserer Mitte auch nach dem Erlangen der B1 Sprachqualifikation nicht allein bleiben, sondern ihre Chancen erkennen und sich weiterentwickeln können. Die Nachfrage nach dem Angebot ist entsprechend groß, größer als vorhandene Plätze. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr solcher Kurse angeboten werden können.