Im Handwerk Karriere machen
Alt-Erkrath · Die Zeiten, im Handwerk Karriere zu machen stehen gut. Die Auftragsbücher der Betriebe sind gefüllt, die Möglichkeiten des Aufstiegs sind bereits für Berufsanfänger leicht. Warum sich aber noch immer zahlreiche Jugendliche gegen eine Ausbildung im Handwerksbetrieb entscheiden und dem Berufszweig somit wichtige Nachwuchskräfte fehlen, versuchen wir beim Handwerkerkreis Erkrath zu hinterfragen.
(tb) "Der Bedarf nach Auszubildenden ist in sämtlichen Betrieben gegeben. Die Jugendlichen wollen sich heute die Hände nicht mehr schmutzig machen. Das Abitur und ein anschließendes Studium werden angestrebt und teilweise auch von den Eltern verlangt", ist sich Elektroinstallateurmeister Marcus Graf sicher. Er selbst bildet in seinem sechsköpfigen Unternehmen aktuell zwei Auszubildende aus. Nach einer Ausbildung im Handwerk muss allerdings nicht Schluss sein, wissen auch Malermeister Axel Nölling und Heizung- und Sanitärmeister Thomas Reys.
Mittlerweile sind die Hürden der Handwerkskammern niedrig, der Meistertitel in greifbarer Nähe. "Heute hat man die Möglichkeit, bereits nach der Ausbildung die Meisterschule zu besuchen. Zu meiner Zeit musste man noch fünf Jahre Geselle sein, um sich überhaupt anmelden zu dürfen", erinnert sich Thomas Reys, der gleich über zwei Meistertitel verfügt. Nachwuchssorgen macht sich der Meister zumindest in seinem Betrieb weniger. Für ihn laufen die Kooperationen mit den nahgelegenen Schulen gut. "Ich generiere eine Vielzahl meiner Auszubildenden durch vorherige Praktika. Das hat sich immer bewährt."
Überhaupt stehen Schule und Handwerk in stetem Austausch. Auf der mittlerweile geschlossenen Albrecht Schweitzer Hauptschule haben zehn Jahre hindurch Handwerksmeister in den Klassen referiert um somit über die Möglichkeiten einer Handwerksausbildung aufzuklären. "Das Angebot steht auch heute noch. Leider wird es von Seiten der Schulen nicht mehr so gut angenommen, wie zur damaligen Zeit", wissen die Herren. "Dafür initiieren wir regelmäßig unseren Handwerkermarkt. Auf dieser Messe können wir mit jungen Menschen auf ganz niederschwellige Art ins Gespräch kommen und unsere Arbeit präsentieren."
Nach der Ausbildung und dem Meistertitel ein Studium zu absolvieren, ist ebenfalls möglich. Dabei ist ein Meistertitel für die Geschäftsaufnahme eines eigenen Unternehmens bereits vollkommen ausreichend. "Ich möchte gar nichts anderes machen", verrät Axel Nölling, der seinen Betrieb vom Vater übernehmen durfte. "Wo sonst komme ich mit Menschen in Kontakt, arbeite abwechslungsreich und sehe am Tagesende, was ich geschaffen habe. Die Arbeit in einem Handwerksbetrieb ist fast immer familiär." Als guten Rat geben die Fachmänner interessierten Jugendlichen einen Tipp mit auf den Weg: "Der direkte Kontakt ist der Beste. Nicht lange warten, Telefon in die Hand nehmen und Eigeninitiative ergreifen."
Info:
Der Handwerkerkreis Erkrath e.V. ist eine Interessengemeinschaft von aktuell 26 Betrieben unterschiedlicher Art. Die größte Veranstaltung ist der zweijährig initiierte Handwerkermarkt, dem in diesem Jahr 23 Betriebe beiwohnten. Näheres unter www.handwerker-erkrath.de.