Bürger sind besorgt und unzufrieden

Unterbach · Sie kamen zahlreich und hatten viele Fragen im Gepäck. Unterbachs Bürger nutzten den "obdialog", um Antworten zu erhalten.

Oberbürgermeister Thomas Geisel im Gespräch mit Unterbachern.

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(RG) Wenn an einem sonnigen Frühlingsabend rund 130 Menschen den Weg zum obdialog in die Turnhalle der Wichernschule finden, dann drückt sie der Schuh. Ein wichtiges Anliegen der Bürger sind die schlechte ÖPNV-Anbindung und die Verkehrssituation, die sich durch die Neubaugebiete auf der Wiese am Breidenplatz und im Hochfeld, möglicherweise noch weiter verschlechtert.

"Der 737er kommt regelmäßig 10 Minuten zu spät", berichtet ein Unterbacher. Ein anderer fordert eine bessere Nachtanbindung, weil der letzte Bus von Vennhausen bereits kurz nach 22 Uhr fährt. Beklagt wird auch, dass die Busse keine Rücksicht nehmen und nicht aufeinander warten, sodass man oft den Anschluss verpasst. Eine Mutter weist darauf hin, dass es keine weiterführende Schule in Unterbach gibt und gerade die Schüler, die zur weiterführenden Schule auspendeln, betroffen seien. "Oft fährt man die Kinder dann schnell mit dem Auto, damit sie nicht zu spät zu einer Klausur kommen", berichtet sie aus eigener Erfahrung.

"Normalerweise nutze ich öffentliche Verkehrsmittel. Wenn ich nach Unterbach komme, nehme ich das Auto", erklärt Thomas Geisel sein Wissen um das ÖPNV-Niemandsland Unterbach. Er will von den Anwesenden wissen, wie viele regelmäßig den ÖPNV nutzen und ist über die Anzahl erstaunt. Er berichtet, dass die Rheinbahn derzeit ihren gesamten Fuhrpark umstellt und tagsüber eine engere Taktung der Busse nicht möglich sei. Aus seiner Sicht müsse sich da aber abends etwas verbessern lassen. Auch Konzepte wie "Bus on demand" (Bus auf Bestellung) könnten mittelfristig Lösungen darstellen. Weg müsse man auch von der bisherigen Tarifstruktur, damit die Leute nicht preislich dafür belohnt würden, dass sie Umwege fahren. Ein Bürger regt Pendelbusse zu S-Bahn- und Staßenbahnhaltestellen an.

Geisel berichtet von Überlegungen zu Busfahrspuren, die nicht nur für Busse und Taxen frei sind, sondern möglicher Weise auch für PKWs mit mehr als einem Insassen oder eMobile und von Car-Sharing-Projekten, die man flächendeckend ausrollen müsse. Dann konzentriert sich der Dialog auf die geplanten Neubaugebiete im Hochfeld und auf der Wiese am Breidenplatz und die daraus resultierende Parksituation und das höhere Verkehrsaufkommen.

"Das ist sicher ein großes Thema. Es werden etwa 1000 neue Bewohner nach Unterbach kommen", erklärt Geisel. Wohnraum in und um Düsseldorf sei gefragt, die Zahl der beruflichen Einpendler nach Düsseldorf groß. "Schon jetzt sind die Straßen oft so zugeparkt, dass Rettungsdienste und Feuerwehr kaum durchkommen", schildert ein Anwohner die chaotischen Zustände. Der vorliegende Bebauungsplan stamme aus den 50er-Jahren und berücksichtige das heutige Verkehrsaufkommen nicht ausreichend. Er fragt nach den Quartiersgaragen, von denen jetzt die Rede sei. Thomas Geisel berichtet, dass die Planungen noch nicht abgeschlossen seien, aber auch nicht klar ist, ob es Quartiersgaragen geben wird oder Stellplätze, die auch für Anwohner frei sind. Die Bürger-Initiative sei bei ihm gewesen und der Investor am Hochfeld, Planer, er selbst und Bürger würden sich noch einmal an einen Tisch setzen. "Ich habe nicht den Eindruck, dass man sich hier nicht verständigen kann", erklärt er.

Sorgen machten sich die Anwesenden auch über jetzt schon fehlende OGATA- und Kita-Plätze und darüber, dass sich die Situation weiter verschlechtert, wenn weitere Familien nach Unterbach ziehen. Eine Mutter klagt darüber, dass ihr Kind eine Absage zum OGATA-Platz erhalten habe und sie nun wahrscheinlich gezwungen ist, ihren Job aufzugeben. Geisel versichert, dass mit Neubaugebieten auch immer eine Planung zusätzlicher Kita-Plätze verbunden sei und dass im Hochfeld eine neue Kita entstehen wird. "Kinder, Bildung und Betreuung stehen bei uns ganz oben auf der Agenda, aber für Erweiterungen benötigen wir Flächen, die nicht immer sofort zur Verfügung stehen", bittet er um Verständnis. Durch die Einrichtung des offenen Ganztags sei zusätzlicher Raumbedarf entstanden, für den zum Teil ehemalige Klassenräume umgewandelt wurden und nun müsse angebaut werden.