Kreistag verabschiedet den Leiter des Kreisgesundheitsamtes Dr. Rudolf Lange geht in den Ruhestand
Kreis · Nach über 37 Jahren im Dienst des Kreises tritt Gesundheitsamtsleiter Dr. Rudolf Lange Ende April in den Ruhestand. Mit stehenden Ovationen wurde er in der Kreistagssitzung am Montag förmlich verabschiedet.
Nach seiner Approbation arbeitete der Humanmediziner zunächst zwei Jahre als Assistenzarzt in einem Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marsberg, bevor er dann 1984 beim Kreis Mettmann angestellt wurde. 1987 erhielt er durch die Ärztekammer Nordrhein die Anerkennung als Arzt für das Öffentliche Gesundheitswesen und wurde kurz darauf vom Kreis zum Leiter der Abteilung Ärztlicher Dienst bestellt. 2004 übertrug ihm der Kreis die Leitung des Gesundheitsamtes. In all den Jahren seiner Tätigkeit genoss er dank seines enormen Fachwissens und seiner Energie – gepaart mit Ruhe und Gelassenheit – stets das uneingeschränkte Vertrauen der Verwaltung und der Politik. In allen gesundheitlichen Fragestellungen war er sprachfähig, überzeugend und authentisch. Mit Geduld und Hingabe vermochte er auch komplizierte Sachverhalte allgemeinverständlich und dabei fachlich fundiert zu erklären. In vielen Bereichen hat das Kreisgesundheitsamt unter seiner Leitung Wegweisendes initiiert. Ein Schwerpunkt dabei war immer die Kinder- und Jugendgesundheit. Mit „Lott jonn“ etwa ist ein inzwischen flächendeckend angebotenes Gesamtkonzept zur Förderung der Kindergesundheit in den Bereichen Bewegung, Ernährung und seelische Gesundheit entstanden. Aber auch auf anderen Gebieten entfaltete das Gesundheitsamt Aktivitäten mit Vorbildwirkung: mit dem Aufbau eines sozialpsychiatrischen Dienstes und der Schaffung eines gemeindepsychiatrischen Verbundes, mit der Entwicklung von Standards im amtsärztlichen Gutachtenwesens und in der Medizinalaufsicht oder auch mit der Implementierung der „Kommunalen Konferenz Gesundheit, alter und Pflege“. Auf vielen Themenfeldern hat sich das Kreisgesundheitsamt unter Leitung von Dr. Rudolf Lange überregional, d.h. in den einschlägigen Fachkreisen im Land NRW, teils auch auf Bundesebene einen anerkannten Namen und Bekanntheitsgrad erworben. Das bringt es mit sich, dass Verfahren des Kreisgesundheitsamtes Mettmann als Modell oder Denkanstoß von anderen Gesundheitsämtern übernommen werden, Mitarbeiter des Amtes als Referenten und Diskussionspartner auf Arbeitsebene sowie im Aus- und Weiterbildungsbereich nachgefragt werden und Konzepte als Vorlage in gesetzliche Verfahren eingeflossen sind. Herausforderungen vielfältigster Art hatte Rudolf Lange mit seinem Team nicht zuletzt im Bereich der Hygieneüberwachung und des Infektionsschutzes zu meistern. Als Beispiele seien genannt: Masernausbrüche, Schweinegrippe-Infektionen, Tuberkulose-Testaktion, Meningitis-(Verdachts-)fälle und nicht zuletzt – wenn auch zuletzt vor allem – Corona. Die Coronapandemie hat das Gesundheitsamt in den letzten zwölf Monaten völlig auf den Kopf gestellt. Originäre Aufgaben mussten komplett heruntergefahren werden. Maßgeblich unterstützt durch den Krisenstab, weitere Mitarbeiter aus anderen Ämtern der Kreisverwaltung, zusätzlich eingestellte Kräfte, die Bundeswehr uvm. kümmert sich das Gesundheitsamt nicht nur um die Kontaktpersonennachverfolgung, sondern bewertet außerdem kontinuierlich die aktuelle Lage, sichtet alle eingehenden Informationen (Gesetze, Erlasse, Verordnungen, Leitlinien) und schätzt dabei das Risiko für die Bevölkerung im Kreis Mettmann ein. Im Rahmen des Fallmanagements muss der Schutz von Risikogruppen konsequent umgesetzt werden. Dies betrifft insbesondere Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen und Krankenhäusern. Aber auch Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas, Schulen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe oder Asylbewerberunterkünfte stehen im Fokus. Die Dynamik der Verbreitung neuer Virusmutationen ist aktuell sehr besorgniserregend und fordert das Amt und seinen Leiter in besonderem Maße. Landrat Thomas Hendele würdigte in der Kreistagssitzung am Montag das Lebenswerk von Dr. Rudolf Lange mit bewegenden Worten: „Sie haben sich mit Leib und Seele Ihrem Beruf verschrieben. Sie haben den öffentlichen Gesundheitsdienst gelebt. Politik und Verwaltung des Kreises sowie Fachkollegen und -gremien zollen Ihnen für Ihre überragenden Leistungen höchsten Respekt, Anerkennung und tiefe Dankbarkeit. Und ich bin sicher, ich spreche auch im Namen der Bevölkerung des Kreises, wenn ich sage, dass Ihre Arbeit das Leben vieler Menschen besser gemacht hat. In der Gesundheitsfürsorge für den Kreis Mettmann haben Sie für immer Spuren hinterlassen.“ Am 30. April endet Langes Amtszeit als Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Seinen letzten Arbeitstag hat er allerdings schon hinter sich. Im zurückliegenden Corona-Jahr ist doch einiges an Überstunden aufgelaufen – wobei diese angesichts praktischen Rund-um-die-Einsatzes an sieben Tagen in der Woche auch nicht annähernd zu beziffern sein dürften. Auf die Frage, was er am meisten vermissen wird, gleitet ein wehmütiges Lächeln über sein Gesicht: „Vermissen werde ich vor allem mein Team. Diese unglaublich engagierten Menschen – die ärztlichen, wie auch die Verwaltungskollegen –, mit denen ich in all den Jahren immer an einem gemeinsamen Strang ziehen konnte. Wo immer sich eine Herausforderung auftat, war die Grundeinstellung: Hier ist das Problem – und wir werden es gemeinsam lösen. Diese Haltung, dieser Teamgeist werden mir fehlen. Bleiben aber wird die Dankbarkeit dafür, dass ich mit diesem Team zusammenarbeiten durfte und dass wir auch in schwierigen Zeiten immer gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen sind.“ Im Ruhestand will sich der Hildener nun unter anderem seinem Garten und vor allem seinen Enkelkindern widmen. Aber auch die medizinischen Fragen werden ihn nicht loslassen – einmal Arzt, immer Arzt. In eine Reihe von berufsständischen Institutionen und Fachgremien wird er sein Wissen und seine Erfahrung auch weiterhin einbringen. Und auch dem Hildener DRK-Ortsverein wird er als Vorsitzender erhalten bleiben. Seine Nachfolge in der Gesundheitsamtsleitung wird am 1. Mai Dr. Ruzica Susenburger antreten. Die 38-jährige ist Fachzahnärztin für öffentliches Gesundheitswesen und ist bereits seit drei Jahren als Leiterin des zahnärztlichen Dienstes beim Kreis beschäftigt. Seit November letzten Jahres leitet sie die Corona-Abteilung des Kreisgesundheitsamtes.