Wenn das Zuhause keins ist
Erkrath · Seit 1991 gilt der 25. November als internationaler Gedenktag "Nein zu Gewalt an Frauen und Mädchen". Trotz der zunehmenden Aufklärungsrate liegt die Dunkelziffer der Frauen, die sich häuslicher Gewalt ausgesetzt fühlen, bedrohlich hoch.
Den Schritt aus dieser Notsituation zu finden, fällt den Opfern oft schwer.
(tb) Um das Thema anlässlich des Gedenktages nochmals in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, veranstaltet die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erkrath gemeinsam mit weiteren Städten des Kreises Mettmann seit 2011 die sogenannte Brötchentütenaktion. Nicht nur zahlreiche Bäcker nehmen seit Jahren an dieser Aufklärungsarbeit teil, auch immer mehr Tankstellen, Kioske, die Erkrather Tafel sowie Flüchtlingsunterkünfte beteiligen sich an der simplen und doch weitreichenden Aktion. Die Idee ist denkbar einfach: Die Brötchentüten werden bei dem täglichen Einkauf weitergereicht. Während auf der Vorderseite der Aufdruck "Gewalt kommt nicht in die Tüte" in mehreren Sprachen sowie die Internetadresse www.gewaltlos.de abgedruckt ist, findet man auf der Rückseite alle wichtigen Notfallnummern, wie beispielsweise der Polizei, des Frauenhauses oder des Opferschutzes.
"In diesem Jahr haben wir erstmals 10.000 Tüten auf den Weg gebracht", erklärt Initiatorin und Gleichstellungsbeauftragte Annegret Pollmann. "Im Vorjahr waren es noch 7.5000." Die aktuellen Zahlen verdeutlichen die Wichtigkeit dieses, noch immer brisanten Themas. So wurden 2016 insgesamt 36 Frauen und Kinder im Frauen- und Kinderschutzhaus des Kreises Mettmann aufgenommen. Alternativen zu diesem Schritt gibt es keine, da nur in dieser Einrichtung besonders hoher Schutzbedarf gewährleistet werden kann. Im Vorjahr wurden der zuständigen Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt des SKFM Mettmann e.V. 632 Fälle im Kreisbereich gemeldet. 55 dieser Meldungen stammen aus Erkrath. "In diesem Jahr sind allein von Januar bis Oktober bereits 556 Fälle bekannt geworden. Aus Erkrath haben wir 63 Meldungen", so Pollmann weiter.
Die Idee, die Verbreitung durch Brötchentüten in alle Haushalte zu gewährleisten, stammt aus den neuen Bundesländern. "Immer mehr Städte in ganz Deutschland haben diese Aktion übernommen", weiß Pollmann. Die stetig steigenden Zahlen sind für die Gleichstellungsbeauftragte ein deutliches Zeichen, dass die Aufklärungsarbeit funktioniert. "Die Menschen werden sensibler. Auch Nachbarn sollten nicht die Augen verschließen, wenn sie den Verdacht von häuslicher Gewalt haben. Die Opfer bekommen zudem auf diesem Weg Hilfsangebote aufgezeigt." Die Mitarbeiterin der Bäckerei Pass am Hochdahler Markt begleiten die Aktion bereits seit Jahren. "Wir finden es gut, dass durch eine solch einfache Art möglichst viele Menschen erreicht werden und unterstützen die Brötchentütenaktion auch weiterhin", so die Damen abschließend.
Wo finde ich Hilfe?
- Bundesweites Hilfstelefon Gewalt gegen Frauen, 0800/116016
- Polizei, 110
- Frauenhaus Kreis Mettmann, 02104/922220
- Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt, 02104/1419221
- Polizeilicher Opferschutz, 02104/9821067
- Uniklinik Düsseldorf/ Gewaltopferambulanz , 0211/8106000
- Infomaterial zum Thema "Gewalt gegen Frauen" findet man zudem auf der Internetseite www.gewaltlos.de sowie im Büro der Gleichstellungsbeauftragten Annegret Pollmann im Kaiserhof, Bahnstraße 2.