Unsere erste Bürgermeisterin

Erkrath · Die erste Frau im Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Erkrath war Gertrud Thomé. Sie war nach 1945 Kommunalpolitikerin der ersten Stunde und übte ihr Amt in einer Zeit aus, in der Frauen in politischen Ämtern noch selten anzutreffen und umstritten waren.

Unmittelbar nach Parteigründung trat Gertrud Thomé 1945 der CDU bei.

Foto: Stadtarchiv Erkrath

Sie gehört damit zur Generation jener Frauen, die nach Kriegsende sofort am Aufbau der demokratischen Selbstverwaltung mitarbeiteten und mit Engagement die Probleme der Zeit lösen wollten. Am kommenden Sonntag jährt sich ihr Geburtstag zum hundertsten Mal.

Gertrud Thomé wurde am 3. August 1914 in Haan geboren. 1925 übersiedelte ihre Familie nach Erkrath, wo sie einen Bauernhof bewirtschaftete. 1933 legte Gertrud Thomé in Düsseldorf das Abitur ab und war danach zunächst auf dem Hof der Eltern tätig. Schließlich begann sie in Köln ein Studium der Landwirt-schaft, das sie 1952 als Diplom-Volkswirtin abschloss. Danach war sie berufstätig, und zwar in der Firma ihrer Schwester in Solingen-Ohligs, für die sie die gesamte kaufmännische Abwicklung erledigte. Am 26. Juni 1962 heiratete sie Hermann Küpper, der bis 1956 Ratsmitglied für die KPD gewesen war. Leider war der Ehe keine lange Dauer vorherbestimmt, denn Hermann Küpper starb bereits am 5. Mai 1963.

Unmittelbar nach Parteigründung trat Gertrud Thomé 1945 der CDU bei. Ihre kommunalpolitische Laufbahn begann mit den ersten demokratischen Gemeinderatswahlen am 15. September 1946, bei denen sie einen Sitz im Gemeinderat errang. Sie war damit die erste demokratisch gewählte Frau in diesem Gremium. Bis 1984 blieb sie Mitglied des Erkrather Gemeinde- bzw. Stadtrates; zusätzlich wurde sie im Oktober 1956 in den Kreistag gewählt, dem sie ebenfalls bis 1984 angehörte.

Gertrud Thomé wurde erstmals am 11. November 1954 zum Bürgermeister der Gemeinde Erkrath gewählt. Ihre erste Amtszeit endete am 9. November 1956. Sie wurde jedoch später erneut gewählt, und bekleidete das Bürgermeisteramt in der Gemeinde bzw. Stadt Erkrath in folgenden Amtszeiten:

• 27. März 1961 bis 29. März 1963 (In diese Amtszeit fällt ihre Heirat mit Namensänderung.),
• 9. Oktober 1964 bis 17. Mai 1972.

Bei den Kommunalwahlen vom 9. November 1969 errangen sowohl die CDU als auch die SPD jeweils 13 Sitze. Bis zu diesem Zeitpunkt stellte nach stillschweigender Übereinkunft in Erkrath jeweils die Fraktion den Bürgermeister, die bei den Wahlen die meisten Stimmen erzielt hatte. Ihr Kandidat wurde dann auch mit den Stimmen der Opposition gewählt.

Zwar hatte 1969 die SPD die meisten Wählerstimmen erhalten, aber aufgrund derselben Anzahl von Sitzen im Stadtrat machte nun auch die CDU ihre Ansprüche geltend. Die Pattsituation wurde dadurch gelöst, dass sich CDU und SPD nach zähen Verhandlungen darauf einigten, jeweils für die Hälfte der Legislaturperiode den Bürgermeister zu stellen. Zunächst übernahm Gertrud Küpper das Amt mit Hans Weyer von der SPD als stellvertretendem Bürgermeister. Nach der Hälfte der Legislaturperiode, also im Mai 1972, wurde Weyer Bürgermeister und Gertrud Küpper seine Stellvertreterin. In dieser Konstellati-on bleiben die beiden bis zum 31. Dezember 1974 im Amt, dem Tag vor dem Inkrafttreten der Kommunalen Neugliederung.

Höhepunkt ihrer langjährigen kommunalpolitischen Tätigkeit war sicherlich die Stadtwerdung Erkraths im Jahr 1966, als sie am 28. Juni aus der Hand des nordrhein-westfälischen Innenministers Willi Weyer die Stadterhebungsurkunde in Empfang nahm.
Neben Ihrer Tätigkeit als Bürgermeisterin wirkte sie im Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft und übernahm den Vorsitz des Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes. 1975 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande als Anerkennung ihrer ehrenamtlichen Arbeit für die Allge-meinheit und ihr außerordentliches Engagement

Im September 1984 beendete sie nach achtunddreißig Jahren ihre kommunalpolitische Arbeit, indem sie nicht wieder für Rat und Kreistag kandidierte. Sie wollte nur noch Blumen züchten und viel lesen. In Anerkennung ihrer Verdienste um die Entwicklung der Gemeinde Erkrath zur Stadt sowie Ihrer Bürger-nähe erhielt sie 1984 den Ehrenring der Stadt Erkrath.

Ihre letzten Jahre verbrachte Gertrud Küpper zunächst schwer krank in einem Mettmanner Pflegeheim. Auf Initiative von Erkrather Kommunalpolitikern aus allen Parteien konnte sie kurz vor ihrem 75. Geburtstag wieder nach Erkrath in das Caritas-Heim an der Kirchstraße übersiedeln. Dort lebte sie äußerst zurückgezogen, bis sie am 29. Juni 1992 starb.

In einem Nachruf wurde zusätzlich zu der von ihr geleisteten Arbeit auch ihre Persönlichkeit gewürdigt: "Sie war originell, galt als stets fair und war ausgesprochen lebenslustig."

Bis heute erinnern sich noch viele Erkrather Bürgerinnen und Bürger an "ons Jertrud", wie sie liebevoll genannt wurde. Meistens wird sie als Original geschildert, und es kursieren zahlreiche Geschichten über sie. Sie sprach unverfälschtes Erkrather Platt, und ihre pragmatische Vorgehensweise zum Wohle der Stadt stößt im Rückblick immer noch auf Anerkennung. Zur Erinnerung wurde 2007 eine Straße nach ihr benannt.