Leserecho Artikel missverständlich
Erkrath · Zu unserem Artikel "Rat beschließt Haushaltsplan" vom 28. März erreichte uns folgender Leserbrief.
"Ich muss feststellen, dass er sehr missverständlich ist. Zu Anfang hört es sich so an, als ob der Haushalt seit langer Zeit sogar etwa 500.000 Euro Plus machen würde. Das ist leider nicht der Fall. Richtig ist, wie im Folgenden Ihres Artikels auch richtig erwähnt, dass der Haushalt ein Defizit von sieben Millionen aufweist und somit nur knapp unter der 5 Prozent-Klausel hinsichtlich des Eigenkapitalverzehrs liegt.
Leider wird auch nicht erwähnt, dass es deutliche Kritikpunkte am dazugehörenden Stellenplan gibt.
Nachdem die BmU in den letzten Jahren mit dafür gesorgt hatte, dass Erkrath einen Haushalt aufstellen konnte, haben wir diesen für 2018 abgelehnt. Insbesondere den diesjährigen Stellenplan, der eine enorme Personalmehrung und viele Beförderungen vorsieht, konnten wir so nicht mittragen. Seit 2014 ist ein Trend zu einer Personalexplosion zu erkennen. Die Kosten sind um 36 Prozent gestiegen. Seit 2014 haben wir zehn Millionen mehr für Personal ausgegeben. Sicher, ein Teil der gestiegenen Kosten geht auf Tariferhöhungen oder gesetzlich vorgeschriebene beziehungsweise notwendige und rentierliche Stellen zurück, wir kritisieren aber den Anstieg in seiner Gesamtheit, zumal die Gemeindeprüfungsanstalt 2014 zu dem Ergebnis gekommen war, dass die Erkrather Verwaltung schon damals eher überdurchschnittlich besetzt war und auch der Altersschnitt vergleichbar mit anderen Kommunen ist. Unverständlich ist auch, dass das Ergebnis eines Gutachtens zur strukturellen und personellen Umorganisation des Tiefbauamtes nicht vollständig umgesetzt wird. Nachdem — auch aus Sicht der BmU — in der Bürgermeister-Ära Werner in der Verwaltung personell zu viel gespart worden war, ist nun das andere Extrem eingetreten.
Angesichts eines Defizits von sieben Millionen Euro, bei angenommenen überaus guten Gewerbesteuereinnahmen, ist die Menge der neuen Stellen und der Beförderungen aus unserer Sicht so nicht zu verantworten. Exemplarisch sei nur die Schaffung einer dritten Beigeordnetenstelle zu nennen. Selbst größere Nachbarkommunen wie Ratingen und Velbert leisten sich keine drei Beigeordnete, Monheim kommt sogar mit einem Beigeordneten aus. In Erkrath wird nun ein Mitarbeiter mit der Stufe B2 statt A15 besoldet und zusätzlich noch eine neue A14-Stelle geschaffen, Mehrkosten im Jahr schätzungsweise 100.000 Euro.
In diesem und anderen Punkten schlossen sich auch die Grünen unserer Kritik an, allerdings nicht ohne selber wiederum noch weitere Stellen zu beantragen. Die gleiche Meinung teilen wir hinsichtlich des Ausbaus der Kinderbetreuung, der Zustimmung zur Kooperation mit der ev. Gesamtschule Hilden zur Absicherung von mindestens 25 Gesamtschulplätzen für Erkrather Kinder, der Kritik an Standortwahl und Kostenexplosion bei der neuen Feuerwache und der grundsätzlichen Kritik an der chronischen Unterfinanzierung der Kommunen durch Bund und Land. Jedoch halten wir die Kritik der Grünen an den Bebauungsabsichten im Bereich Erkrath Nord für falsch, wer einerseits sozialen Wohnungsraum fordert, muss auch die notwendigen Flächen zur Verfügung stellen.RM Jöbges (CDU) äußerte in seiner Rede "erhebliche Bedenken" zum Haushalt und gab diesem auch nur die Note "4".
Mit einer Argumentation, mit der die CDU in den vergangenen Jahren noch ihr Nein zum Haushalt begründet hatte, rechtfertigte er nun das Ja zum Haushalt 2018. Sehr erstaunlich ist der Sinneswandel der CDU auch beim Thema des dritten Beigeordenten, nachdem diese 2013 noch die zweite Beigeordnetenstelle in Frage gestellt hatte. Positiv jedoch, dass er den Vorschlag der BmU aus 2017, über ein freiwilliges Haushaltssicherungskonzept nachzudenken, argumentativ aufgegriffen hat. Leider folgten keine Taten der CDU. Auch wenn dieses "weh" täte, ist es, wie auch der Landrat anrät, eine notwendige Maßnahme, um die Finanzen in Erkrath langfristig zu ordnen, man vergleiche die Stadt Mettmann. Mit Jöbges stimmen wir auch überein, dass es nicht Aufgabe der (ehrenamtlichen) Politik sein kann, die Schere an einzelne Haushaltsstellen und kommunale Standards zu setzen, sondern, dass hier die Verwaltung deutlich mehr als bisher gefordert ist, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.
In dieser Hinsicht war der 2017 gegründete Arbeitskreis Finanzen leider überhaupt nicht erfolgreich. Dieser entwickelte sich in seiner Nicht-Öffentlichkeit sogar zu einer Klüngelrunde außerhalb von Ausschüssen und Rat, die von der BmU abgelehnt wird. Wir wollen auch weiterhin die üblichen öffentlichen und demokratischen Wege gehen.
Die BmU hat 2011 und 2017 die Erhöhung der Grundsteuer B mitgetragen, um die Einnahmen zu erhöhen und einen Schritt in Richtung eines ausgeglichenen Haushaltes zu machen, nicht aber, um die Ausgaben im Bereich Personal zu befeuern. Letzteres gilt auch für die Schaffung neuer Gewerbegebiete.
Wir bemängeln zudem, dass die Stadt auf notwendige Entwicklungsschritte verzichtet. So hat man den Plan der Entlastungsstraße am Wimmersberg aufgegeben, für das Wohl des Investors, gegen das Gemeinwohl. Eine Entlastung für die West-Ost-Achse (Neanderstr./ Beethovenstr./ Kreuzstr.) entfällt, gerade angesichts der Bebauungspläne Erkrath Nord unklug. Die Kosten für das Feuerwehrgerätehaus in Alt-Erkrath sind von 2,5—3 auf 6,4 Millionen Euro gestiegen. Die für die Feuerwache auf dem Clever Feld von 13 auf 32 Millionen Euro, Ende offen. Das Gutachten für den Neubau am alten Standort hatte 18,3 Millionen Euro angegeben, der Bau würde bereits laufen. Der Bau auf der "grünen Wiese" hat sich dann doch nicht als billiger und schneller erwiesen, die Feuerwehrleute sind die Leidtragenden. Und diese Summen werden den Haushalt ab 2020 sprengen."
Christian Ritt, BmU
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